Chaim Noll: Frieden ist nicht absehbar

Merzig. „Der nahe Osten zwischen Krieg und Frieden“ war das Thema eines Vortrages, den der  deutsch israelische Schriftsteller Chaim Noll dieser Tage in der Merziger Stadtbibliothek hielt. Der  Leiter der Stadtbibliothek, Jörg Sämann, begrüßte die zahlreich erschienenen Zuschauer und stellte den Schriftsteller vor.
Chaim Noll ist 1954 in Ostberlin geboren. Er verweigerte den Wehrdienst in der DDR , die er 1983 verließ. Bis 1991 lebte er in Westberlin. Im gleichen Jahr siedelte er nach Rom über. Seit 1995 lebt er in Israel, an der paläChaim Noll 8385stinensischen Grenze.
Chaim Noll warf den deutschen und den europäischen Medien vor, sie berichteten einseitig und inkompetent. So sei der eigentliche Knackpunkt nicht der Konflikt zwischen Israel und Palästinensern, sondern der seit Jahrhunderten schwelende Streit zwischen Sunniten und Schiiten. Einerseits gebe es die durch den Iran  dominierten Hardliner, die auch die Hamas unterstützten. Auch die Hisbollah im Norden Israels würde vom Iran aus gefördert. Die Fatah hingegen sei an einem Frieden mit Israel interessiert. Die Auseinandersetzung mit Israel sei eine Art Stellvertreterkrieg. Viele arabische Länder hegten die Hoffnung, dass Israel einen Militärschlag gegen den Iran unternehme, um auf diese Weise den Einfluss der Iraner zurückzudrängen. In der europäischen und auch in der amerikanischen Berichterstattung werde verschwiegen, dass Israel mittlerweile mit vielen arabischen Ländern in guten Wirtschaftsbeziehungen stehe und diese mit HighTech versorgten.
Den Friedensverhandlungen zwischen den Palästinensern und den Israelis gibt Chaim Noll wenig Chancen, weil die Voraussetzung dafür ein friedliches Miteinander der Schiiten und der Sunniten sei. Dies sei jedoch nicht in Sicht. Das Thema „Der nahe Osten zwischen Krieg und Frieden“ werde die Menschen noch viele Jahre beschäftigen, Friede sei nicht absehbar.

Print Friendly, PDF & Email