Nicht Nachlassen im Bemühen um friedliche Lösungen

Merzig. In vielen Städten und Gemeinden kamen am Volkstrauertag Bürger zusammen, um der Toten zu gedenken, die in unseligen Kriegen ihr Leben lassen mussten. Der Tag stand in diesem Jahr unter dem Motto eines Wortes des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizäcker, der einmal gesagt hatte „Das Geheimnis der Versöhnung ist die Erinnerung“.
9798w Auch in der Merziger Stadthalle fand eine eindrucksvolle Veranstaltung statt. Oberbürgermeister Dr. Alfons Lauer trug Gedanken zum Volkstrauertag vor, die nachdenklich stimmten. Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkstunde durch das Streichquartett des Kreisjugend-Symphonieorchesters unter der Leitung von Inge Beducker und durch den Lücknerchor Oppen, der von Stefan Christian geleitet wird. Acht junge Soldatinnen und Soldaten der Merziger Garnison hatten vor der Bühne mit vier Kränzen Aufstellung genommen. Nach der Eröffnung las Bernhard Neumann aus Briefen von der Front vor. Bewegend die Zeilen eines Soldaten, der in Stalingrad einen schwerverletzten, russischen Soldaten erschossen hatten und mit der Belastung nicht fertig wurde. Erschütternd der Brief, den ein 15jähriger seinem Vater im Dezember 1944 an die Front schrieb und dabei die Hoffnung auf ein gesundes Wiedersehen ausdrückte. Der Vater überlebte den Krieg, der 15jährige wurde als Flakhelfer eingezogen und ist seit dem 1. März 1945 vermisst.
In seinen Gedanken zum Volkstrauertag betonte Oberbürgermeister Dr. Alfons Lauer, der Umgang mit seinen Toten sage viel über ein Land aus. „Menschen 9791w leben in uns fort, solange wir uns an sie erinnern“, sagte Lauer. „An diesem Tag erinnern wir uns besonders an die Opfer von Kriegen und Gewalt, nicht nur in den beiden Weltkriegen, sondern auch in der Zeit danach“. Er erinnerte an die internationalen Einsätze der Bundeswehr, an denen auch in Merzig stationierte Soldaten teilnehmen. Bisher seien 90 deutsche Soldaten dabei ums Leben gekommen, über 9000 seien verletzt worden oder traumatisiert zurückgekehrt. Auch Merziger Soldaten seien betroffen gewesen. Die Witwe eines gefallenen Soldaten habe gesagt „Ich weiß nicht, wie ich unserem kleinen Sohn später einmal erklären soll, dass sein Vater mitten im europäischen Frieden gefallen ist“. Hoffnung mache es, dass in Europa seit 60 Jahren Frieden herrsche und frühere Feinde sich über den Gräbern die Hand zur Versöhnung gereicht hätten. Daher dürfe man nicht nachlassen im Bemühen um friedliche Lösungen, um dann vielleicht eines Tages statt eines Volkstrauertages einen Friedenstag feiern zu können.
Im Anschluss an die Gedenkstunde in der Merziger Stadthalle fand die Kranzniederlegung auf dem Friedhof Propsteistraße statt.

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