Saarinfos im Gespräch mit Oberbürgermeister Dr. Alfons Lauer

Saarinfos: Herr Dr. Lauer, bevor wir uns mit den Plänen für das Jahr 2011 beschäftigen, lassen Sie uns auf 2010 zurückblicken. Was waren für Sie die herausragenden Ereignisse des vergangenen Jahres?

Dr. Lauer: Das Jahr 2010 war ebenso wie 2009 geprägt durch die Wirtschafts- und Finanzkrise. Die Wirtschaft erholt sich mittlerweile, es gibt ein deutliches Wirtschaftswachstum, das jedoch bei den Kommunen noch nicht ankommt. Wir haben im Saarland desolate kommunale Haushalte. Wichtig wäre es, dass das Land seinen Kommunen dabei hilft, von den Altschulden herunterzukommen, ähnlich wie es andere Bundesländer praktiziert haben. Wir haben 2010 ähnlich wie bereits 2009 über das Alfons-LauerBund/Länder Konjunkturprogramm aber auch über ein eigenes Konjunkturprogramm ganz erhebliche Investitionsimpulse gesetzt. Wir haben in diesen beiden Jahren zusätzlich 6 Millionen Euro für Investitionen ausgegeben, das heißt wir haben an Betriebe der Stadt und der Region Aufträge für 26 Millionen Euro erteilt. Damit wurden viele Impulse gesetzt und vielen Unternehmen geholfen über die Runden zu kommen. Die Investitionen erfolgten sehr gezielt in energetische Maßnahmen, insbesondere in unserer Grundschulen, die rundum saniert und modernisiert wurden. Aber auch die Sanierung von Feuerwehrgerätehäusern oder andere Projekte wie die Erneuerung der Klimatechnik in der Stadthalle und vieles mehr wurden realisiert.

Saarinfos: Daraus ergeben sich sicher eine Reihe von Maßnahmen für das Jahr 2011. Welche Schwerpunkte gibt es da?

Dr. Lauer: Was die Investitionen angeht haben wir 2011 und 2012 ein ganz entscheidendes Projekt, das wir mit privaten Investoren umsetzen. Das ist das große Postareal, knapp 6000 Quadratmeter, eine innerstädtische Brache, die sich jetzt im Bau befindet. Es entsteht ein großes Büro- und Einkaufszentrum. 3000 Quadratmeter Bürofläche werden hier entstehen, die bereits bis auf den letzten Quadratmeter vermietet sind. Weiterhin wird hier ein großer Lebensmittelmarkt entstehen und damit ein wichtiger Schritt in der Verbesserung der Versorgungssituation erreicht, insbesondere für ältere Menschen, die weniger mobil sind und somit fußläufige Einkaufsmöglichkeiten erhalten. All dies machen wir mit einem Merziger Bürger, der die Investitionen steuert und tätigt. Das Ganze wird einen Qualitätssprung in der städtischen Entwicklung geben.

Merzig Aktuell: Hat diese Maßnahme auch Auswirkungen auf das unmittelbare Umfeld?

Dr. Lauer: Eindeutig wird dadurch die zweite große Aufgabe, die wir lösen möchten, nämlich die Sanierung des Markthallengeländes nach vorne gehen, denn die Lagequalität wird dadurch erheblich aufgewertet. Die Markthalle wird sich infolge des neu gestalteten Postareals in einer Art Sandwichfunktion zwischen diesem und der hochattraktiven Fußgängerzone befinden. Sie hat einen neuen Eigentümer, der derzeit gemeinsam mit der Stadt Vorstellungen entwickelt.

Merzig Aktuell: Vor einiger Zeit war die Markthalle als Wohnzentrum im Gespräch. Sieht das neue Konzept dies ebenfalls vor?

Dr. Lauer: Wohnen spielt dort in Zukunft sicherlich auch eine Rolle, aber es wird ein Mischkonzept zwischen gewerblicher Nutzung und Wohnungen geben, aber ich möchte hier nicht dem Investor vorgreifen, der derzeit noch mit einer Marktanalyse befasst ist.

Merzig Aktuell: Wie sieht der Zeitplan für diese beiden Projekte aus?Alfons-Lauer-3141-Neujahrsempfang-2011

Dr. Lauer: Das Postareal soll bis Mitte 2012 fertiggestellt sein, in Bezug auf die Markthalle kann ich noch keine Aussage treffen. Der neue Eigentümer ist mit großer Sachkenntnis und Leidenschaft dabei, das Projekt zu entwickeln. Hier muss man aber das Ergebnis dieser Entwicklungsarbeit abwarten, bevor man konkrete Zeitpläne nennen kann.

Merzig Aktuell: Diese Maßnahmen werden die ohnehin prekäre Verkehrssituation sicher weiter verschärfen. Wie sehen die Planungen aus?

Dr. Lauer: Das Land hat ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse seit über einem Jahr vorliegen und zu entsprechenden Entschlüssen im Stadtrat geführt haben. Die zukünftige Verkehrsführung ist klar und beschlossen. Ich habe das Land mehrfach aufgefordert das Gutachten und die Beschlüsse umzusetzen, weil es überwiegend Straßen sind, für die das Land zuständig ist. Vor wenigen Tagen kam eine öffentliche Erklärung des zuständigen Umweltministeriums, die besagte, dass in 2011 ein erstes Los umgesetzt werden soll. Dafür bin ich dankbar. Diese neue innerstädtische Verkehrsführung wird zu einer Verbesserung des Verkehrsflusses führen, aber keine Entlastung der Verkehrsmasse herbeiführen. Die brauchen wir aber, weil auch bei optimalster Verkehrsführung eine Überlastung der Innenstadt gegeben ist. Deshalb benötigen wir dringend die Nordumfahrung der Stadt. Das sind rund drei Kilometer neu zu bauende Straße, eine überschaubare Investition mit einer gigantischen Wirkung. Derzeit muss sich der gesamte aus dem Nordsaarland in Richtung Autobahn kommende Zielverkehr durch Merzig quälen muss. Eine Nordumfahrung hätte einen sofortigen Autobahnanschluss des Verkehrs in die Richtungen Saarbrücken, Trier oder Luxemburg zur Folge. Damit würde auch der Hochwaldraum besser an den überörtlichen Verkehr angeschlossen.

Hier tut sich die Umweltministerin schwer, diese seit Jahrzehnten geplante Trasse zu bauen, obwohl alle zu treffenden Regelungen mit der Bundeswehr und alle Vorbereitungen im Grunde getroffen sind. Ich möchte hierzu die Ministerin Simone Peter zu einem Verkehrsgipfel in das Rathaus einladen und gemeinsam mit der Landrätin die Argumente nochmals austauschen und für den Bau der Straße werben. Schuldenbremse und ähnliche Maßnahmen werden dies in Zukunft immer weiter erschweren, deshalb sage ich: Nordumfahrung jetzt.

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