Dillingen/Rehlingen-Siersburg/Bouzonville. Viele Bürger aus der deutschen Niedtalgemeinde und sicher ebensoviele Bürger aus der französischen Niedtalgemeinde freuen sich darüber, dass es am Karfreitag die Zugverbindung von Dillingen bis nach Bouzonville gibt, vermutlich bedauern es ebenso viele Bürger, dass es diese Verbindung nur einmal im Jahr gibt. Auch in diesem Jahr waren die vier Zugpaare, die Dillingen mit der Partnergemeinde von Rehlingen-Siersburg verbinden, gut besetzt, ca. 1800 Bürger machten Gebrauch davon.
Für diese Verbindung ist eine Sondergenehmigung der SNCF erforderlich, weil die Strecke ansonsten nicht für den Personenverkehr freigegeben ist. Die französische Eisenbahngesellschaft hat andere Sicherheitsbestimmungen als die Deutsche Bahn, ebenso umgekehrt. Diese Bestimmungen werden für diesen Tag außer Kraft gesetzt, berichtet Lokführer Marko Schönfelder, der regelmäßig im Frankreichverkehr eingesetzt wird.
Es ist bereits schöne Tradition, dass mit dem ersten Zug am Karfreitagmorgen eine „offizielle“ Delegation der Gemeinde nach Siersburg reist, die dort auch offiziell empfangen wird von Vertretern des offiziellen Bouzonville.
So auch in diesem Jahr. Bürgermeister Gilbert Philippe und sein Team begrüßten die Gäste bereits am Bahnhof, wo auch das Jugendorchester aus Bouzonville einen musikalischen Gruß servierte. Beim anschließenden Empfang der Gäste betonten beide Bürgermeister die Bedeutung der „Jumelage“. Beide äußerten zugleich Enttäuschung darüber dass die Bemühungen um eine regelmäßige Nutzung der Eisenbahnlinie noch nicht zum Erfolg geführt haben. Aufgeben will am aber trotzdem nicht, Gilbert Philippe erinnerte daran, dass man auf dieser Linie eine Verbindung nach Luxemburg schaffen könne, sicherlich wesentlich kostengünstiger als der Neubau einer entsprechenden Zugverbindung. Er reichte die Bitte um verstärktes Engagement an die Deputierte Joëlle Borowski weiter, die sich dafür verwenden will. Natürlich wurde auch das Thema Kernkraft angesprochen. Der Landtagsabgeordnete Günther Heinrich (CDU) betonte, bei der Vielzahl der Atomkraftwerke könne es nur eine Frage der Zeit sein, wann das nächste AKW einen Gau erlebe Und falls dies Cattenom wäre, wäre die gesamte Region über lange Zeit unbewohnbar. Diese latent vorhandene Gefahr müsse bei allen Überlegungen berücksichtigt werden. Reinhold Jost (SPD) empfahl seinen Freunden aus Bouzonville, an der Ostermontagdemonstration in Cattenom teilzunehmen, um dort die Argumente der AKW Gegner besser kennenzulernen.
Im Anschluss an den Empfang begaben sich die Delegationen zum Rathaus von Bouzonville, wo eine Wandergruppe auf den offiziellen Startschuss wartete. Sie war ebenfalls mit dem ersten Zug angereist und trat jetzt eine Wanderung von Bouzonville aus nach Siersburg in Angriff.
Nach deren Aufbruch startete man zu einem Rundgang über den Katfreitagsmarkt, der bekanntlich zu den größten Märkten dieser Art in Südost-Frankreich gehört. Der Markt, der erstmals um 1430 erwähnt wurde, hat seinen Ursprung in der Versorgung der Pilger, die bereits zu dieser Zeit Bouzonville besuchten. Rund 500 Markthändler hatten in diesem Jahr ihre Stände in der Stadt aufgebaut. Das Angebot war ausgesprochen vielfältig. Neben vielerlei modischen Artikeln im Bereich Textilien und Schuhe, neben Bastelartikel, Haushaltsgegenständen, Schmuck, Geschenkartikeln der verschiedensten Art, natürlich vielerlei Süßigkeiten, Backwaren, Käsesorten, verschiedene Wurstarten ebenso wie Liköre oder Weinsorten aus verschiedenen Regionen – die Vielfalt ist nahezu unbeschreiblich. Der Markt ist natürlich auch ein Fest der Sinne. Zahlreiche kulinarische Köstlichkeiten woben einen undefinierbaren Duft über die gesamte Strecke, die einen unwiderstehlichen Reit auf die Geschmacksnerven ausübte und immer wieder zum kosten anregte.
Bereits um 11 Uhr war das Städtchen hoffnungslos überfüllt, wogte der Betrieb durch die engen Gässchen des idyllischen Marktfleckens, in dem sich an diesem Tag ein Vielfaches seiner Einwohnerzahl tummelte und eine eigenartige fast mediterrane Marktatmosphäre entstehen ließ. Ein nahezu babylonisches Sprachgewirr herrschte, es wurde gehandelt, geschwätzt, gefeilscht, es lässt sich kaum darstellen. Für viele war es einfach unbeschreiblich schön, so schön, dass man im nächsten Jahr wiederkommen wird.