Mettlach. Die saarländische Umweltministerin Dr. Simone Peter gab in Mettlach den Start für eine einzigartige Energierückgewinnungsanlage frei. Mit dieser Anlage, die nach dem Organic Rankine Cycle (ORC) Verfahren arbeitet, gewinnt Villeroy & Boch Strom aus Ofenabluft. Damit engagiert sich das Mettlacher Unternehmen erneut für den Umweltschutz, steigert die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Mettlach und trifft Vorsorge für steigende Strom- und Gaspreise. Die Anlage ist in Zusammenarbeit mit der Keramischen OFENBAU GmbH und der LTi Holding GmbH entstanden. Die neue Anlage ist ein Prototyp, dessen Entwicklung rund 650.000 Euro gekostet hat.
Die heiße Luft entsteht in einem sogenannten Tunnelofen, in dem die keramischen Teile bei einer Temperatur von 1200 Grad C gebrannt werden. Rund 2300 Sanitärteile werden hier pro Tag gebrannt. Die Wärme wird durch Erdgas erzeugt und ging bislang nach dem Brennvorgang verloren. Gleichzeitig belastete sie die Umwelt. Mit dem neuen Verfahren wird die Abluft aus der Kühlzone eines Tunnelofens in die neue Energierückgewinnungsanlage geleitet und mit Hilfe eines organischen Kühlmittels verdampft. Dabei entsteht ein Druck von 25 Bar. Der dabei entstehenden Dampf treibt den über eine Turbine gekoppelten Hochfrequenzgenerator an, Strom wird erzeugt, in das Netz von Villeroy und Boch gespeist und selbst verbraucht. In einem ersten Schritt hat Villeroy & Boch dadurch jährlich einen geldwerten Vorteil in der Höhe von 40.000 Euro.
Weltweit gibt es bisher keine Anlage mit Direktverdampfer, die in diesem Leistungsbereich agiert. Die meisten der bisher betriebenen ORC Anlagen arbeiten in einem Leistungsbereich von weit über 100 kW. Die neue Anlage von V & B arbeitet in einem Leistungsbereich von 30 kW.
„Die Keramikbranche ist traditionell gekennzeichnet durch energieaufwendige Produktionsprozesse. Villeroy & Boch forscht seit mehr als 260 Jahren und versucht die Energieeffizienz zu optimieren. Seit langem suchen wir nach Möglichkeiten, die von uns verbrauchte Energie zurückzugewinnen“ betonte das Mitglied des Vorstandes von Villeroy & Boch, Jörg Wahlers. Er hob weiter hervor „mit der Einweihung der ORC Anlage ist uns ein wichtiger Schritt in diese Richtung gelungen. Jede Kilowattstunde zählt, nicht nur aus ökonomischer Sicht, sondern vor allem für die Umwelt".
Umweltministerin Dr. Simone Peter bezeichnete den Einsatz einer solch innovativen Technik als das richtige Signal für die Zukunft. Durch die Nutzung vorhandener Wärmeenergie entstehe Energieeinsparung. Damit spare man Resourcen, leiste einen wichtigen Schritt zur Schonung der Umwelt und habe letztendlich auch ökonomische Vorteile. In Deutschland werde eine große Menge von Abwärme erzeugt, die nicht genutzt werde. Hier gelte es gegenzusteuern. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sei die anstehende Novellierung des Kraft/Wärmegesetzes.
Mit der neuen Technik könne man einen neuen Industriezweig aufbauen, in dem Deutschland weltweit ebenso führend werden könne wie auf dem Gebiet Photovoltaik , erklärte Dr. Wolfgang Lust, der Geschäftsführer der LTi Holding GmbH & Co KG.
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