Dillingen. Praktisch ausverkauft war die Aufführung von Eduard Künnekes Operette “Vetter aus Dingsda“ in der Dillinger Stadthalle. Wer also sagt, die Operette sei tot, sollte sich bei den diversen Operettenaufführungen eines Besseren belehren lassen, sie sind immer gut besucht. Auch wenn der Vetter seine Uraufführung 1921 in Berlin erlebte, so verlangt die moderne Aufführung den Akteuren einiges ab.
Der Vetter von Dingsda lebt inhaltlich von seiner Komik, die Figuren könnten auch in der Gegenwart leben – natürlich dahinein übertragen.
Zum Inhalt: Die wohlhabende Erbin Julia de Weert wird von Onkel Josse Kuhbrot (Alexis Wagner)und Tante Wilhelmine (Astrid Vosberg), die die Vormundschaft über sie haben, aufgezogen. Natürlich möchten Onkel und Tante auch nach der Volljährigkeit davon partizipieren und möchten sie mit ihrem Neffen August verheiraten. Der zweite Vormund, Vater von Egon von Wildenhagen (Daniel Böhm) möchte diesen aus dem gleichen Grund zum Ehemann von Julia machen. Nun hat diese ihrem Vetter Roderich, der vor sieben Jahren ausgewandert ist, die Treue versprochen.
Dieser Vetter „aus Dingsda“ hat den Treueschwur für Kinderei gehalten und längst vergessen. Allerdings befindet er sich auf dem Weg in die Heimat. Parallel dazu ist der Kuhbrot-Neffe August ebenfalls auf dem Weg in das Schloss.
Roderich ist August und August ist Roderich….
Nun trifft eines Tages ein Fremder (Mirko Janiska) im Schloss ein, Julia gefällt ihm auf Anhieb. Er gibt sich jedoch nicht zu erkennen, sondern erklärt „Ich bin nur ein armer Wandergesell“. Er verguckt sich auf Anhieb in Julia. Als er erfährt, dass diese auf Roderich wartet, gibt er sich als diesen aus. Egon von Wildenhagen, der seine Felle davon schwimmen sieht, bringt jedoch in Erfahrung, dass Roderich noch gar nicht da sein kann, weil sein Schiff erst an diesem Tag ankommt. Für Onkel und Tante Kuhbrot ist dies eine willkommene Nachricht, sie wollen den „Hochstapler“ verhaften lassen. Julia, die sich ebenfalls auf Anhieb in den Fremden verliebt hat, schickt ihn betrübt davon, weil sie sich an ihr Treueversprochen gebunden fühlt. Natürlich kommt jetzt der wirkliche Roderich (Daniel Ewald) an. Er findet auf Anhieb Gefallen an Julias Freundin Hannchen(Monika Hügel) und wird von dieser über die Zusammenhänge aufgeklärt. Hannchen, die ebenfalls Feuer gefangen hat, rät ihm als sich als August auszugeben. Es stellt sich heraus, dass der fremde „Wandergesell“ der erwartete Neffe August ist. Langsam löst sich der Knoten, Julia, die erfahren hat, dass der „echte“ Roderich sie längst vergessen hatte, ist nun frei für August, singt allerdings „Du bist mein Roderich“. Musikalisch lebt die Operette von den flotten Künneke Rhythmen, ausgezeichnet umgesetzt vom Orchester des Pfalztheaters unter der Leitung von Silvia Canali.
Begebenheit am Rande: Die Darstellerinnen der Julia de Weert, sowohl die Erstbesetzung als auch die Zweitbesetzung waren kurzfristig erkrankt. Daher sprang Annette Luig vom Staatstheater Wiesbaden kurzfristig ein – sie konnte erst am Vorabend der Aufführung verpflichtet werden. Sie hatte zwar die Julia von Jahren einmal gespielt und gesungen, musste für die Aufführung in Dillingen ohne weitere Proben einspringen. Trotzdem, die Einsätze klappten vorzüglich, wer nicht wusste, dass Annette Luig extrem kurzfristig eingesprungen ist, merkte gar nicht dass hier eine sehr schnelle Lösung gefunden worden war und die Sängerin schon deshalb eigentlich einen Extraapplaus verdient hatte. Wie immer war die Aufführung des Kaiserslauterner Pfalztheaters eine ausgesprochen runde Sache.