Der Tanz auf dem Vulkan animiert zum Nachdenken

Saarlouis-Fraulautern. In den „goldenen“ Zwanzigern , besonders in der Zeit zwischen1924 und 1929 sind viele Lieder entstanden, die die Stimmung in Deutschland eine Weile nach dem ersten Weltkrieg wiederspiegeln. Man beginnt sich von dem Schock des Krieges zu erholen, nach schrecklichen Kriegserlebnissen, nach Hunger und Arbeitslosigkeit will man sich amüsieren. Selbst nach der Weltwirtschaftskrise des Jahres 1929, das Europa in eine ökonomische Schieflage brachte und es überall zu brodeln begann und die braune Suppe eines Adolf Hitler langsam ins Köcheln geriet, wollte man weiter SI 8314feiern, vielleicht wohl wissend, dass man einen Tanz auf dem Vulkan tanzte. Die Unterhaltungsmusik erlebte einen Boom, besonders in Berlin. Operetten und Revuen, Chansons und Schlager schossen aus dem Boden wie nie zuvor.
Vielleicht ahnten manche schon, was bald darauf Wirklichkeit werden sollte: viele der Erfolgstitel jener Tage wurden nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten verboten – ihre Komponisten und Texter waren häufig Juden.
Doch viele dieser Titel von Paul Abraham, Leo Fall, Friedrich Holländer Kurt Weill und von viele anderen haben diese dunkle Zeit überdauert und wurden zu erfolgreichen Evergreens. Manchen verleiten sie aber auch zum Nachdenken über unsere Zeit, in der wir uns wieder mit rechtsradikalen, menschen – und fremdenfeindlichen Aktionen auseinandersetzen müssen. Die Revue „Tanz auf dem Vulkan“ will in erster Linie unterhalten, dabei auch daran erinnern, dass man hellwach bleiben muss.
Gespielt wurde die Revue von der Musikbühne Mannheim, SI 8323die mit etwa 100 Vorstellungen jährlich im deutschsprachigen Raum gastiert. Lieder aus jener Zeit wie „Ausgerechnet Bananen“ oder „Dein ist mein ganzes Herz“ oder „Wir sind von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ oder das „Wolgalied“ und viele mehr sind heute noch oder auch wieder wohlbekannt, veranlassten zumindest die älteren Zuschauer zum Mitsingen oder Mitsummen. Zwischendrin immer wieder Szenen, die die heraufdämmernde braune Gefahr verdeutlichten, oft mit einfachen Mitteln eindringlich dargestellt. Die Darsteller, gelernte Sängerinnen und Sänger oder Schauspieler verstanden es einerseits die Lieder jener Tage frech und frivol wiederzugeben, zugleich aber auch Nachdenklichkeit zu wecken, denn ihre Darstellung ging unter die Haut. Gespielt und gesungen haben Daniela Grundmann (Sopran), Christina Prieur (Sopran), Thomas Jakobs (Tenor),Jean-Michael Räber, Ingo Wackenhut (Tenor), Dmitrij Koscheew (Klavier) unter der Regie von Prof. Eberhard Streul, der auch das Buch geschrieben hat.

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