Die Via Crucis: eindrucksvoll wie eh und je

Grupo Via crucis 0640Saarlouis. Obwohl das Wetter nicht unbedingt einladend war, fanden sich auch in diesem Jahr am Karfreitagnachmittag zahlreiche Zuschauer auf dem Großen Markt ein, um der Aufführung der Passionsgeschichte zu folgen. Diese wird seit nunmehr annähernd 30 Jahren von der Grupo Via crucis, einer Laienspielgruppe dargestellt, der Tradition vieler italienischer Dörfer folgend. Rund 50 Darsteller waren von Giuseppe di Rosa, der seit 1987 die Regie bei dieser Aufführung führt, in ihre jeweiligen Grupo Via crucis 0652Rollen eingewiesen worden. Immer wieder galt es in der Vergangenheit ebenso wie in diesem Jahr, die eine oder andere Rolle neu zu besetzen, bei kurzfristigen Erkrankungen umzubesetzen, mancher Darsteller musste Doppelrollen übernehmen. Andererseits werden etliche Rollen seit Jahren mit den gleichen Darstellern besetzt, so dass sich in manchen Bereichen zwar so etwas wie Routine entwickelt hat und doch die eine oder andere Änderung dafür sorgte, dass nichts in Routine erstarrte, wenn auch die Leidensgeschichte natürlich vorgegeben ist.
Grupo Via crucis 0693Die Leidensgeschichte beginnt – wie es die Historie berichtet – mit dem letzten Abendmahl und der symbolischen Einsetzung von Brot und Wein. Auch Jesus gibt zu erkennen, dass er über den bevorstehenden Verrat informiert ist und dass er weiß, wer der Verräter sein wird.
Jesus wird seit 2009 von Andreas Meder, der zuvor die Rolle des Hohen Priesters innehatte, gespielt. Er beherrscht seine Rolle mittlerweile sehr sicher und überzeugend. Die Gefangennahme, das Verhör wird eindrucksvoll gespielt. Hier f0709olgt dann auch die große Szene des Judas (Harald Schorn), der zunächst auf seinen Verrat stolz ist, dann aber Selbstzweifel hat und seinem Leben ein Ende setzt. Überzeugend ist auch Werner Ehre, der seit mittlerweile 14 Jahren den Pontius Pilatus darstellt. Auch in diesem Jahr spielte er seine Rolle beeindruckend, stellte den von Zweifeln geplagten Statthalter Roms, der eigentlich von der Unschuld Jesus‘ überzeugt ist, intensiv dar. Er versucht, einen Freispruch zu erwirken, denn er findet keine Schuld an ihm. Erst als man 0752ihm damit droht, dem Kaiser in Rom mitzuteilen, dass er ihm schade, gibt er dem Drängen des Hohen Priesters und der aufgewiegelten Volksmassen nach und unterschreibt das Todesurteil, unmittelbar danach wäscht er jedoch seine Hände in klarem Wasser, um zu demonstrieren, dass er noch immer von der Unschuld Jesus überzeugt ist.
Nach dem Urteil folgt der Weg zur Schädelstätte, die sich seit einigen Jahren auf dem kleinen Markt befindet. Dort erfolgt die Kreuzigung, ebenfalls sehr intensiv dargestellt. Am Ende dann langer heftiger Applaus der Zuschauer, die sich trotz beginnenden Nieselregens, nicht davon abhalten ließen, der Darstellung bis zum Ende zu folgen.

 

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