Ein Käfig voller Narren

Merzig. Ich bin, was ich bin, und was ich bin, ist ungewöhnlich.“
Ungewöhnlich im allerbesten Sinne ist Albin, der dieses zum Welthit gewordene Lied singt.

Denn er ist seit über 20 Jahren mit Georges, dem Besitzer und Conférencier des Cabarets „La Cage aux Folles“ liiert und als Zaza die Hauptattraktion der Show. Gemeinsam haben beide alle Höhen und Tiefen des Lebens gemeistert und Georges’ Sohn Jean-Michel großgezogen. Nun will Jean-Michel ausgerechnet Anne, die Tochter des Abgeordneten Dindon, der sich für die Schließung aller Trasvestieclubs an der Riviera einsetzt, heiraten. Um vor seinen zukünftigen Schwiegereltern bestehen zu können, braucht Jean-Michel ein untadeliges Familienleben. Jemand wie Albin scheint da untragbar! Zaza
Fassungslos muss Albin mit ansehen, wie sein Ziehsohn und Georges eine Farce inszenieren, um ihr wahres Leben zu verleugnen. Doch er erweist sich einmal mehr als Meister der Travestie, wenn er sich gegenüber den künftigen Schwiegereltern als treu sorgende Mutter von Jean-Michel ausgibt. Dass diese „Familienaufstellung“ aus dem Ruder läuft, ist vorprogrammiert.
Der Siegeszug von „La Cage aux Folles“ begann 1973 als Boulevardkomödie in Paris. Nach dieser Vorlage entstand der Kultfilm von Edouard Molinaro und 1983 das Broadway-Musical. Jerry Herman, der Komponist von „Hello, Dolly!“, schrieb die Musik zu einer der vergnüglichsten Lektionen in Sachen Toleranz und einer der schillerndsten und schrägsten Shows, die das Theater zu bieten hat.
Bei der Uraufführung von „LA CAGE AUX FOLLES“ 1983 war an die Schwulenehe noch nicht einmal zu denken. Dass hier eine langjährige, glückliche Beziehung zwischen zwei Männern geschildert wird – in all ihrer häuslichen Normalität – war bahnbrechend. Sehen wir das Stück heute, erleben wir einfach nur ein älteres Ehepaar, aber WIE die Geschichte erzählt wird – zeitgemäßer und amüsanter geht’s gar nicht!

Print Friendly, PDF & Email