Superstart ins Olympiajahr für Raphael Holzdeppe
Merzig. Die Strahler waren auf einen Punkt gerichtet, nein auf zwei Punkte. Das erste Strahlerbündel auf eine Latte, die in einer Höhe von Fünf Meter dreiundachtzig ganz leicht vibrierte, die anderen Strahler fingen 35 Meter davon entfernt einen Mann ein, schlank, hochkonzentriert, ein Mann, der einen langen Stab in den Händen hielt. Der Stab wurde angehoben, der Mann lief los, setzte den Stab an einer bestimmten dafür vorgesehenen Stelle ein, schwang nach oben, überquerte die Latte, diese vibrierte stärker, aber sie hielt, sie hielt einen Atemzug lang und dann fiel sie doch, vorbei, diesmal. Es war der dritte Versuch von Raphael Holzdeppe über diese Höhe, bewusst gewählt, genau einen Zentimeter höher als seine bisherige Hallenbestleistung. Aber es war der Sieg an diesem Tag, der Sieg bei einem besonderen Wettbewerb, der Sieg beim Neujahrsspringen im Zeltpalast in Merzig, ein Ort, an dem ansonsten häufig kulturelle Highlights stattfinden.
Rund 800 Besucher
Zum zweiten Mal fand es statt, das Neujahrsspringen an diesem Ort. Auch diesmal füllten rund 800 Zuschauer den Zeltpalast, darunter die neben vielen anderen prominenten Gästen die halbe saarländische Ministerriege, Monika Bachmann, Anke Rehlinger und Klaus Bouillon fieberten mit, ebenso Landrätin Daniela Schlegel Friedrich und Bürgermeister Marcus Hoffeld. Begeistert war auch die neue Präsidentin des Sparkassenverbandes, die ankündigte dass der Sparkassenverband auch 2017 das Event unterstützen werde. Und dafür natürlich Applaus erhielt.
Das Herausragende an einem Wettbewerb dieser Art ist die Nähe, die das Publikum zu den Sportlern hat, das unmittelbare, fast hautnahe Erleben einer ohnehin spektakulären Sportart, die man ansonsten zumeist nur aus der Distanz erlebt.
Im Vorjahr hatte Karsten Dilla aus Leverkusen, der diesmal nicht dabei war, mit einer Höhe von 5.40 Meter gewonnen. Das Schwierige beim Sprung im Zeltpalast ist der verkürzte Anlauf, 35 Meter statt 50 Meter. Die meisten Stabhochspringer, so erläuterte Björn Otto, Silbermedaillengewinner bei den olympischen Spielen in London 2012und mit 6,01 Metern deutscher Rekordhalter, brauchen den längeren Anlauf, um eine entsprechende Anlaufgeschwindigkeit zu erreichen, die sie benötigen um ihre Höhe zu erreichen. Eigentlich wollte Otto nach langer Verletzungspause in Merzig sein Comeback geben, doch eine Magen-, Darminfektion hinderte ihn am Start. Statt einem Start in die Olympiasaison stand er als fachkundiger Co – Kommentator Florian Weber, der mit großem Fachwissen gemeinsam mit Wolf Porz durch das Programm führte, zur Seite. Begonnen wurde mit einer Höhe von 4,80 Meter, die alle Teilnehmer meisterten – soweit sie bei dieser Höhe bereits in den Wettkampf einstiegen. Bei 5.20 Meter war dann allerdings für viele bereits Schluss, lediglich vier Springer waren noch im Wettbewerb, darunter Raphael Holzdeppe, der außer Aufwärmübungen noch keinen Sprung absolviert hatte.
Zeltpalastweltrekord
Er stieg erst bei 5,40 Metern ein, einer Höhe, die er im Vorjahr beim Neujahrsspringen nicht gemeistert hatte. Bei 5,40 Meter war dann auch für Carlo Paech von Bayer Leverkusen Endstation, bei 5,50 Meter erreichte Florian Gaul vom VfL Sindelfingen sein Limit und wurde Zweiter. Ab dieser Höhe war es eine One Man Show für Holzdeppe, der die 5,60 und die 5,70 Meter fast spielend packte und mit dieser Höhe einen „Zeltpalast –Weltrekord“ erzielte wie Wolf Porz scherzhaft konstatierte. 5,83 Meter waren dann an diesem Tag zuviel. Dennoch stellt die erzielte Höhe mit Blick auf den verkürzten Anlauf zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison ein Ergebnis dar, das mit einem Ausrufezeichen zu versehen ist. „Dieses Jahr“, so erklärte Holzdeppe, „hält noch viele spannende Wettbewerbe bereit, als besonderen Höhepunkt sicher die olympischen Spiele in Rio“. Und da ist fraglos Gold das Ziel. Ein anderes großes Ziel hat der Stabhochspringer dieses Jahr gleichfalls im Visier: er möchte die 6 Meter Marke erreichen.
Eröffnet hatte Zauberkünstler Maxim Maurice mit seiner Partnerin Jennifer Martinez das Programm mit einigen außergewöhnlichen Darbietungen. Er war es auch, der nach dem sportlichen Teil mit einigen weiteren „zauber“haften Vorführungen für die Unterhaltung sorgte.