Charleys Tante war schon immer ein Renner

                                                           …und ist auch als Operette ein Hit

 

Saarlouis. Wer kennt sie nicht, die Komödie „Charleys Tante“ von Brandon Thomas, in der schon zahlreiche Schauspieler glänzten. Hierzulande waren es Heinz Rühmann und Peter Alexander, die in der Verfilmung für Lachtränen sorgten. Verwunderlich war es, dass es so lange dauerte bis aus dem Lustspiel mit Musik eine Operette wurde, mit der die Kammeroper München seit Ende 2014 unterwegs ist. Angesiedelt ist die Geschichte im prüden,6829 viktorianischen England, Ende des 19. Jahrhunderts, und eigentlich passt sie auch nur in diese Zeit.
Die Geschichte ist schnell erzählt: College Student Charles Wykeham (Maximilian Kiener) hat nur noch einen Tag Zeit, um seiner Geliebten Amy Spettigue (Anne Kathrin Steffens) einen Heiratsantrag zu machen. Ihr Vater, der moralstrotzende Lord Spettigue (Stefan Kastner), achtet sehr auf die Etikette und möchte mit seiner Tochter in einen „sicheren“ Ferienort verreisen, Langeweile garantiert. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt überbringt Charleys Onkel, Sir Francis Chesney die Nachricht, dass er das Studium seines Neffen nicht mehr finanzieren kann – Familienschulden!
6838Doch die Rettung kündigt sich an, ein Telegramm aus Brasilien kündigt die Ankunft einer reich, verwitweten Tante an. Donna Lucia d’Alvadorez (Katharina Blaschke) muss sich jetzt nur noch in den Onkel verlieben, diesen ehelichen und das finanzielle Korsett stimmt wieder. So einfach ist die Geschichte, – denkste!
Der Besuch der Tante bietet einen weiteren Vorwand: Amy kann unverfänglich zum Essen eingeladen werden. So ergibt sich für Charley die Möglichkeit im Schatten der Anstandsdame seiner Angebeteten endlich den Heiratsantrag machen zu können – aber von wegen! Die Ankunft der Tante verzögert sich – es scheint das Lord Spettigue bis dahin mich Tochter Amy abgereist sein wird. 6859
Da naht die Rettung, der leichtlebige Studienkollege von Charles, Lord Babberly (Maximilian Nowka) hat im Gepäck ein Damenkostüm für eine Theateraufführung des Colleges. Kurzerhand wird aus Lord Babberly Donna Lucia – und sie hat Erfolg mit ihrer Rolle! Der strenge Vater Amys verliebt sich in die falsche Tante, die nun alle Hände voll zu tun hat – bis dann dir richtige Tante dann doch früher ankommt als erwartet. Der komplette Wahnsinn bricht aus…. bis sich dann die Verwicklungen lösen und das Happyend da ist.

Dominik Wilgenbusch formte eine „Operette legère“ daraus
Umgeschrieben wurde das Stück von Dominik Wilgenbusch, der im Stück auch den Butler Brassett spielt. Er fügte die Musik von Ernst Fischer ein, die zwar nicht in der viktorianischen 6821Zeit komponiert wurde, aber trotzdem glänzend in das Stück passt. Herausgekommen ist dabei eine „Operette legère“ witzig, spritzig, tempogeladen. Besonderheit auf der Saarlouiser Bühne: Das Orchester unter der Leitung von Nabil Shehata spielte auf der Bühne, parallel zum Bühnengeschehen. Nicht weil der Bühnenbildner dies so geplant hatte, sondern einfach weil der Orchestergraben (noch) nicht nutzbar ist. Eine Notlösung zwar, für manchen gewöhnungsbedürftig, für viele aber auch eine gelungene Lösung, sah man doch auch endlich einmal, was ein Orchester während einer Aufführung macht. Begeisterung fand auch die Gesangsleistung der Akteure, bereits in der Pause hörte man viele positive Stimmen. So verwundert es dann keineswegs, dass es am Ende einen ebenso verdienten wie auch langanhaltenden Applaus gab beim ersten Stück in der neuen Abo-Reihe des Theaters am Ring.

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