Hamlet war rockig – klassisch

Saarlouis. Shakespeares große Tragödie Hamlet als rockiges Musical? Igitt, mag manch einer gedacht haben, ist denen denn nichts mehr heilig und verließ dann doch das Theater am Ring begeistert, nach langem Beifallssturm. Inhaltlich blieb Sascha von Donat dicht beim Thema.7210 Die rockige Musik, die eingebaut ist, Titel aus den 80er, 90er Jahren oder noch jünger passen inhaltlich durchaus zum Thema ohne dabei die Schwermut klassischer Aufführungen aufkommen zu lassen. Leichtigkeit entsteht etwa, wenn Claudius (Peter Saurbier), der Mörder von Hamlets Vater bei der Hochzeitsfeier Robbie Williams‘ „Let me entertain you“ schmettert.
Und doch bleibt für die Titelfigur Hamlet, glänzend dargestellt von Fridjof Bundel an anderer Stelle Gelegenheit die inhaltsschweren Sätze wie „es ist etwas faul im Staate Dänemark“ oder „Schwachheit, dein Name ist Weib“ zu sagen. 7251Lockerheit bringen dann wieder die Auftritte von Hamlets Jugendfreunden Güldenstern und Rosenkranz, die Hamlet aus seiner Lethargie reißen sollen, einen Hamlet, der eigentlich nicht lethargisch ist, sondern hin und hergerissen zwischen Rachegelüsten und Flucht. Locker auch Ophelia, dargestellt von der jungen Neele Pettig, die kurz vor ihrem Selbstmord „Seasons in the Sun“ singt, ein Lied das nicht tragisch schwer ist, aber doch zu dem Thema passt.
Begleitet wird das Stück von einer rockigen Liveband, die auf einem Podest im Hintergrund der Bühne unter der Leitung Florian Casper Richter, die Musik gefühlvoll einzusetzen weiß.
Vieles an dem Stück ist mit unglaublicher Liebe zum Detail zusammengetragen. Die Kleidung der Darsteller erinnert zwar an die Zeit, in der das Stück spielt, ist aber trotzdem mit modischen Accessoires verbunden, wie etwa die goldenen Doc Martins, die 7254Ophelia trägt. Weg von der tragischen Stimmung führt auch der Auftritt der Schauspielertruppe, die Königin Gertrud (Swetlana Saam) engagiert hat, um Hamlet aufzumuntern. Eher makaber mutet die Szene mit den tanzenden Totengräbern an.

Rockig, poppig, aber immer dicht am Thema

Regisseur Sascha von Donat erzählt, dass der Gedanke Hamlet einmal ganz anders als die klassischen Vorlagen zu inszenieren vor mehr als einem Jahrzehnt, damals war er noch Regieassistent, entstand. Der Gedanke hat ihn nicht mehr losgelassen. Die Opernwerkstatt am Rhein bot schließlich die Möglichkeit das gewagte Unterfangen zu realisieren. Die 7272Opernwerkstatt ist 2007 entstanden mit den Zielen im Bereich des Musiktheaters neue Wege zu gehen, Kinder an die klassische Musik heranzuführen und jungen Schauspielern den Weg zu ebnen.
Sascha von Donat hat gemeinsam mit Florian Caspar Richter die Billie King Story inszeniert. Er erzählte ihm von seiner Idee und dieser war sofort begeistert. So begannen die Vorarbeiten. Als die Rollen ausgeschrieben wurden bewarben sich 700 Darsteller. Die Auswahl war schwer und doch gelang es ein heterogenes Ensemble zusammenzustellen zu dem auch viele Schauspieler und Sänger gehören, die noch keine große Bühnenerfahrung haben. Umso spannender war der Aufbau, viele Ideen flossen mit ein und woben eine Inszenierung, die es in sich hat.

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