Deutliche Verluste bei der Dillinger Gruppe

400 Arbeitsplätze werden sozialverträglich abgebaut

Der Vorstand der Dillinger Gruppe bei der Pressekonferenz (v.r..) Arbeitsdirektor Peter Schweda,Vorstandssprecher Fred Metzken, Dr. Günter Luxenburger, Dr. Bernd Münnich

Dillingen. Dunkle Wolken hingen am Horizont, als die Jahres Presse-Konferenz der Dillinger Gruppe eröffnet wurde. Ab und zu mischte sich aber ein Sonnenstrahl darunter: die Anlagen waren gut ausgelastet, die Produktion der Walzwerke stieg von 1,8856 Millionen Tonnen in 2015 auf 1,882 Millionen Tonnen in 2016 (Incl. Dunkerque). Dennoch sanken die konsolidierten Umsatzerlöse aufgrund des niedrigeren Erlösniveaus von 1.838 Milliarden € im Vorjahr auf 1,762 Milliarden Euro in 2016. Das bedeutet, dass nach einem Gewinn in Höhe von 10 Millionen Euro in 2015 im Folgejahr ein Verlust in Höhe von 80 Millionen Euro entstanden ist.Dieses deutlich negative Ergebnis ist im Wesentlichen auf den enormen Erlös-und Margendruck und die höheren Aufwendungen zurückzuführen.
Die Stahlpreise sind aufgrund der weltweiten Überkapazitäten weiterhin unter Druck, vor allem wegen der Billigimporte aus Asien. Nachdem die China-Bleche aufgrund der Antidumping Maßnahmen eine weniger bedeutende Rolle spielen sind Länder wie die Ukraine, Russland und Südkorea verstärkt in den Markt eingedrungen und haben den Wegfall der China-Bleche vollständig kompensiert.
Dennoch hat die Dillinger Gruppe mit ihren Tochtergesellschaften in einem konjunkturell schwierigen Umfeld und trotz der dreimonatigen Neuzustellung des Hochofens 4 die Produktions- und Absatzmenge gegenüber dem Vorjahr steigern. „Gleichwohl“, so erklärte Fred Metzken, der Sprecher des Vorstandes, „ist die Dillinger Gruppe trotz konsequenter Sparpolitik massiv unter Druck geraten. Deshalb werden wir alle Anstrengungen bündeln, um die Kosten zu reduzieren, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und den Standort zu sichern. Dazu gehört auch eine Vereinbarung ‚Dillingen 2020‘ mit dem Betriebsrat, die eine Reduzierung des Personalbestandes von derzeit 5109 Mitarbeitern auf 4700 Mitarbeiter bis Ende 2020 vorsieht. Diese Reduzierung soll sozialverträglich erfolgen und ohne betriebsbedingte Kündigungen“.
Arbeitsdirektor Peter Schweda nannte die Personalpolitik des Unternehmens auch in der Krise verantwortungsvoll und betonte „Wir haben 900 Mitarbeiter, die 55 Jahre und älter sind, mit deren Ausscheiden, mit Altersteilzeit und der Nichtbesetzung von Stellen freiwillig ausscheidender Mitarbeiter wird die Reduzierung ohne Kündigungen möglich sein“.
Foto_1_Stranggiessanlage CC6_Dillinger bEine weitere Ursache für das negative Ergebnis sind die Investitionsmaßnahmen der Dillinger Gruppe im Vorjahr. Die 140 Millionen Euro kostende notwendige Neuzustellung von Hochofen 4 stand dabei ebenso im Fokus wie die neue Stranggießanlage CC 6 – der weltweit größten Anlage dieser Art-, die 2016 in Betrieb ging und dem Unternehmen seinen technologischen Vorsprung sichern soll sowie einen zunehmend anspruchsvolleren Produktmix ermöglichen will. Trotz der hohen Investitionskosten liegt die Eigenkapitalquote bei 66 % der Bilanzsumme, betonte Fred Metzken.

Verhaltene Aussichten für 2017

Aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen ist auf dem Grobblechmarkt auch 2017 nicht mit einer grundlegenden Verbesserung zu rechnen. Die Überkapazitäten und die stetig wachsende Menge billigen Importmaterials wird den Preiswettbewerb in Europa weiterhin prägen. Eine vernünftige und nachhaltige Weichenstellung durch die Politik ist unerlässlich. Antidumping-Maßnahmen, faire Marktpraktiken und vergleichbare gesetzliche Anforderungen zur CO2 Minderung sind notwendig, um die Gefahr einer DE-Industrialisierung in West-Europa zu mindern.
Dank einer insgesamt guten Nachfrage aus wichtigen Segmenten wie dem Stahlbau, dem Maschinenbau und dem gut angelaufenen Bereich Offshore Wind ist die Dillinger Gruppe in einer guten Auslastung, die deutlich über dem Marktdurchschnitt liegt gut in das Jahr gestartet. Erste Preiserhöhungen konnten Anfang 2017 erzielt werden, die Auswirkungen hiervon werden allerdings erst im zweiten Quartal spürbar sein. Insgesamt wird von der Dillinger Gruppe für 2017 dank höherer Produktions- und Absatzmengen sowie entsprechender Preisanpassungen ein Anstieg der Umsatzerlöse erwartet.
Anstrengungen zur strikten Kostenersparnis und zur Steigerung von Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit sind weiterhin unerlässlich. Wenn diese Maßnahmen Wirkung zeigen und sich die Marktbedingungen auch infolge der eingeleiteten politischen Marktmechanismen etwas erholen, wird 2017 – so Vorstandssprecher Fred Metzken – mit einer deutlichen Verbesserung der Umsatz– und Ergebniszahlen gerechnet werden können.

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