Der kleine Prinz – Lebensphilosophie und Lebenskunst

„Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche bleibt den Augen verborgen“ das ist die eigentlich Kernaussage von Antoine de St Exupérys „Der kleine Prinz“, der 1943 erschienen ist. Es ist das weitaus erfolgreichste Werk des verhältnismäßig jung verstorbenen Autors St Exupéry, der seit 1944 über dem Mittelmeer mit seinem Flugzeug verschollen ist. Das überaus erfolgreiche Buch ist in 110 Sprachen übersetzt worden, es wurde verfilmt und es hat mehrere Versuche gegeben es musikalisch zu verarbeiten. Vor etwa drei Jahren fiel die französische Originalausgabe der in Deutschland lebenden Amerikanerin Deborah Sasson und dem Choreographen, Autor und Regisseur Jochen Sautter in die Hände, als man nach einer Aufführung des „Phantoms der Oper“ in Paris zusammen saß. Die beiden ambitionierten Musiker entdeckten sofort das Potential, das in dem Stück steckt – und vergaßen es wieder. Etwa ein Jahr später erinnerte man sich wieder daran und Sautter erteilte der Bostoner Sängerin und Komponistin den Auftrag ein Lied zu dem Stück zu komponieren. Das Ergebnis muss sehr überzeugend gewesen sein, denn man kam fast sofort darin überein aus dem Stoff ein Musical zu schaffen.1684
„Von da an“, so sagt Deborah Sasson, „wurde alles Andere unwichtig, ich verbrachte fast jede freie Minute damit die Texte, die mir Jochen anlieferte, zu vertonen“. Die Premiere fand am 15. Dezember 2015 statt und war so erfolgreich, dass das Musical seither permanent auf den Spielplänen der Theater steht.

Nach dem Erscheinen des Buches von St. Exupéry urteilten viele Kritiker: „zu kindlich für Erwachsene und zu erwachsen für Kinder“. Tatsächlich hatte der Autor ab 1940 in den USA im Exil gelebt und viele sagten, dass er dort vereinsamte. Dies mag sich in der Tat in der Geschichte des kleinen Prinzen wiedergespiegelt haben.

Der kleine PrinzDer kleine Prinz hatte bekanntlich seinen kleinen Planeten verlassen, weil er sich in seine Rose – die sicherlich auch Symbolcharakter hatte – verliebt hatte und begab sich auf die Suche nach Menschen. Zuerst traf er auf einen Piloten, der gleich ihm in der Sahara gestrandet war. Unaufhörlich stellte der kleine Prinz Fragen und langsam freundet sich der Pilot mit dem kleinen Gesellen an, während er dabei ist sein Flugzeug zu reparieren. Der kleine Prinz lernt jedoch andere Lebewesen kennen, Menschen, aber auch andere Lebewesen, die sicher Symbolcharakter haben. Darunter den König, der meint die ganze Welt müsse ihm untertan sein, oder er trifft auf seiner Reise durch Planeten und Planetoiden den „Eitlen“, der von allen Bewunderung erwartet, oder den Säufer, der in einem Kreislauf aus Scham, Trunksucht und Verzweiflung steckt. Oder er trifft auf einem weiteren Planeten den Laternenanzünder, der Laternen anzünden und löschen soll. Weil der Planet sich aber immer schneller dreht ist er unentwegt mit Löschen und Anzünden beschäftigt. So werden verschiedene Typen geschildertDer kleine Prinz.

Der kleine Prinz kommt zurück auf die Erde. Hier begegnet er Tieren und Pflanzen, die teilweise symbolisch für Menschen stehen. Er gelangt in einen Rosengarten, in dem viele hundert Rosen blühen. Darüber verzweifelt er, denn die Rose, die er auf seinem Heimatplaneten geliebt hatte, hatte ihm gesagt sie sei einzigartig. Dann begegnet er dem Fuchs. Dieser wurde zum Erklärer und schilderte ihm, dass Freundschaft schließen ein Weg aus der Vereinsamung sei und dass der Freund den man so gewinne dann einzigartig sei. Am Schluss gingen die beiden wieder in den Rosengarten und der kleine Prinz verstand nun, dass seine Rose auf dem Heimatplaneten nicht eine von Tausenden war, sondern für ihn einzigartig sei. 

Der kleine Prinz

Und der Fuchs schenkt den kleinen Prinzen beim Abschied seine Lebenserfahrung, die da lautet: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“. Der kleine Prinz verstand nun, dass er für seine Rose, die er aufgezogen und gepflegt hatte, Verantwortung tragen muss.
Er wandert weiter und begegnet noch anderen Menschen. Er weiß nun, dass es Zeit ist, zu seiner Rose zurück zu kehren. Er trifft wieder auf den Piloten, der ihn nicht verlieren möchte. Aber der kleine Prinz sagt ihm, auch wenn er die Erde verließe, bleibe er doch bei ihm, denn er schenke ihm die Sterne und er schenke ihm sein Lachen, das er immer hören könne, wenn er die Sterne sieht. Sein Körper bleibe auf der Erde zurück, aber dieser sei nur eine leere Hülle. Ein Stück also mit sehr viel SymbolgehaltDer kleine Prinz , eine Herausforderung für den Autoren des Librettos und für die Komponistin. Beide lösten ihre Aufgaben hervorragend. Der Autor des Librettos Jochen Sautter, der zugleich auch Regisseur ist, bediente sich an vielen Stellen moderner Technik und stellte die jeweilige Landschaft mit großvolumigen Videos dar. Deborah Sasson vertonte die Liedtexte sehr ansprechend, untermalte leise Töne entsprechend, ließ die Musik an anderen Stellen anschwellen, hervorragend umgesetzt durch das Liveorchester.

Exzellent besetzt waren die einzelnen Rollen: der kleine Prinz wurde durch den Countertenor Moritz Bierbaum ausgezeichnet dargestellt, ebenso der Pilot durch Guido Weber. Stark auch Anna Friederike Wolf als Fuchs, aber auch für Regie- und Choreographie Assistenz zuständig. Natürlich verdienen auch die anderen Darsteller wie (in alphabetischer Reihenfolge) Thomas Bernardy, Giulia di Romualdo, Simone Neuhold, Wiebke Isabella Neulist, Roger Leonard, Alexander Plein, Ana Ramirez, Markus Wegner und Maximilian Zumstein Erwähnung.

Bleibt ein Fazit: den kleinen Prinzen in einem Musical darzustellen war eine Mammutaufgabe, weil viele Zwischentöne sichtbar und hörbar gemacht werden mussten. Und das ist Deborah Sasson und Jochen Sauter ausgezeichnet gelungen.

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