Frankenstein, ein schaurig-schönes Musical

Merzig. Gänsehaut pur lieferte ein Musical in der Merziger Stadthalle zum Abschluss der Aboreihe der Saison 2010/2011: die Villa Fuchs präsentierte einen der faszinierenden musikalischen SI-9319Nervenkitzel, Frankenstein hielt Einzug und fand auch Eingang bei den Besuchern in den beiden Aufführungen. Eine gelungene Inszenierung und engagierte Schauspieler lieferten die schaurige Geschichte überzeugend ab, das Publikum dankte mit langanhaltendem Applaus.
Seit einigen Jahren produziert das Kulturzentrum unterschiedliche Stücke mit dem Ziel kulturelle Themen nicht nur als eingekauftes Produkt zu vermarkten, sondern auch mit Eigenengagement selbst herauszubringen. In diesem Jahr fiel die Wahl auf ein Stück, das vor knapp 200 Jahren entstanden ist, kurze Zeit nach der französischen Revolution, in einer Zeit in der zahlreiche naturwissenschaftliche Entdeckungen mit gesellschaftSI-9320lichen Umbrüchen einhergingen. Dieser verstärkten Hinwendung zur Naturwissenschaft stand im kulturellen Bereich die ausklingende Romantik gegenüber. Viele wandten sich in dieser Phase dem Phantastischen und Übersinnlichen zu. Dieser Gegensatz ist auch Grundlage für Frankenstein, einer Geschichte, die um 1818 entstanden ist. Das Musical Frankenstein entstand allerdings erst in unserem Jahrhundert, es wurde 2004 uraufgeführt. Die Musik dazu schrieb Stephan Kanyar, den Text dazu verfasste Michael Seyfried, wobei man sich weitgehend an das Original hielt.
Zum Inhalt: Viktor Frankenstein kommt aus wohlhabendem Haus, sein Vater ist Arzt, sein Sohn soll die väterliche Praxis in Genf übernehmen und deshalb Medizin studieren. Viktors Mutter stirbt, er kann den Verlust kaum SI 9335verwinden und hört ihre Stimme. So entwickelt sich in ihm der unauslöschliche Wunsch die Wissenschaft zu revolutionieren und menschliches Leben zu schaffen. Niemand kann ihn davon abbringen, verkrustete Strukturen spornen ihnen weiter an, erforscht weiter. Schließlich setzt er aus Leichenteilen einen Körper zusammen und erweckt das Wesen zum Leben. In diesem Moment erkennt er das schreckliche Ausmaß seiner Arbeit und verlässt das erwachende Wesen und flieht nach Hause, in der Hoffnung, sein Geschöpf könne ohne ihn nicht überleben. Das Gegenteil ist der Fall, das Wesen lernt denken, sprechen, lesen. Dabei ist es ausgesprochen hässlich und furchterregend. Die Menschen, denen es begegnet, bringen ihm Hass und Angst entgegen, die Kreatur wird getreten und geschlagen. So macht sich das Monster auf den Weg zu seinem Schöpfer, dessen Adresse er aus Aufzeichnungen im Labor kennt.
In Genf angekommen trifft es auf Viktor Frankensteins kleinen Bruder Willi, vonSI-9353 dem er von den Hochzeitsvorbereitungen Viktors erfährt. Dieser erleidet einen großen Schrecken, als er das Monster lebend vor sich stehen sieht. Dieses verlangt von ihm die Schaffung einer Partnerin, die zu ihm passt, Viktor lehnt ab, man trennt sich im Streit. Das Monster begegnet Willi, es kommt zum Streit, Willi wird ermordet.
Viktor ist entsetzt, doch das Monster kündigt weitere Racheakte an, falls ihm keine passende Partnerin geschaffen wird. Viktor macht sich an die Arbeit, will dem Monster zu Willen sein um seine Familie zu schützen. Er beginnt eine Partnerin zu schaffen. Bei dieser Arbeit steht ihm plötzlich das Bild einer von monströsen Kreaturen bevölkerten Welt vor Augen. Voller Abscheu zerstört er die begonnene weilbliche Kreatur. Aus Rache mordet das Monster daraufhin Viktors besten Freund Henry. Viktor versucht mit seiner Braut Elisabeth vergeblich zu fliehen. Das Monster mordet jetzt auch Elisabeth.
Viktor versucht verzwSI-9356eifelt seine Braut wieder zum Leben zu erwecken, was ihm auch gelingt. Diese ist jetzt jedoch von Narben übersät und entspricht der Vorstellung des Monsters von einer Lebensgefährtin. Viktor und das Monster kämpfen um Elisabeth. Während dieses Kampfes erblickt diese sich selbst im Spiegelbild. Dieses erschreckt sie so sehr, dass sich in Brand steckt. In der Schlussszene begegnen sich Viktor und das Monster in der Arktis. Viktor Frankenstein erkennt erst jetzt das volle Ausmaß seiner Schuld und bitte das Monster um Verzeihung, der Boden gibt unter beiden nach, das ewige Eis verschluckt beide Eis.
Eine große Aufgabe für die Hauptdarsteller, das Nils Hollendieck als Monster und Benedict Lehnert als Viktor Frankenstein glänzend lösten. Für die Elisabeth gab es zwei Darstellerinnen für die beiden Spielabende: Pauline WiSI-9369ck und Maria Jacob, die ebenfalls mit hervorragenden Stimmen zu glänzen verstanden. Aber auch alle anderen Darsteller gaben ihren Rollen sehr engagiert und glaubhaft Leben. , ein Liveorchester sorgte für die richtige musikalische Unterstützung. Eine Megaaufgabe hatte Christa Kaspar Hort übernommen, die die Regie und die künstlerische Leitung übernommen hatte, ebenso wie die Leitung des Orchesters und des Kreativ-Teams. Sie löste alle Aufgaben hervorragend.
Das Darstellerteam war aus dem gesamten Saarland gecastet worden, alle Darsteller sind lupenreine Amateure, deren Leistung man gar nicht hoch genug einschätzen könne wie Michael Rauch von der Villa Fuchs am Ende der ersten Vorstellung betonte.

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