Lehrer halten vorzeitige Rückkehr zur Präsenzunterricht für grundfalsch und sind entsetzt

Lehrerverbände liegen im Widerstreit mit Elternverbänden und der Ministerin

Mit Entsetzen haben viele Lehrerinnen und Lehrer auf die Ankündigung von Kultusministerin Christine Streichert-Clivot reagiert, als diese ankündigte den Präsenzunterricht für die Abschlussklassen ab kommenden Montag wieder beginnen zu lassen. Die Ministerin habe mit Unterstützung durch den Ministerpräsidenten diese Anordnung getroffen, keine 24 Stunden nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel erhöhte Vorsicht angemahnt hatte, auch mit Blick auf die neu hinzukommende Gefahr des aus Großbritannien ankommenden mutierten Virus, der besonders ansteckend sein soll und der zu den härtesten Kontaktbeschränkungen seit dem Frühjahr 2020 habe.

Die Vorsitzende des Verbandes Reale Bildung (VRB) im Deutschen Beamtenbund, Karen Claassen. erklärte die Nachricht der neuesten Pläne des saarländischen Bildungsministerium seien von den Lehrerkollegien, Schülerinnen und Schülern „entsetzt und fassungslos“ aufgenommen worden. Aufforderungen zur Kontaktreduzierung durch die Bundeskanzlerin seien somit Makulatur“, betonte Claassen. Es werde völlig missachtet, als dass die nun zurückkehrenden Schüler aufgrund ihres Alters nach Ansicht von Virologen und Epidemiologen eine Virenlast wie Erwachsene aufwiesen.

Die Vorsitzende des saarländischen Lehrerinnen und Lehrerverbandes (SLLV), Lisa Brausch, erklärte: „Mit Blick auf die bei der Kanzlerschalte am 5. Januar vereinbarten scharfen Kontaktbeschränkungen ist dieses Verhalten nicht zu verantworten. Es ist in Bezug auf die vermutlich größere Ansteckungsgefahr der mutierten Virusvariante fahrlässig“.Auch der Vorsitzende des Saarländischen Philologenverbandes (SPhV), Marcus Hahn betonte, es sei fraglich, ob Arbeits- und Infektionsschutz im Unterricht sichergestellt werden könne.
Die beiden Vorsitzenden der beiden Berufsschullehrerverbände im DBB, Pascal Koch (VLW) und Bernd Haupenthal (VLBS), lehnen eine Öffnung der Schulen zum jetzigen Zeitpunkt ab. Sie sind der Ansicht, dass eine stufenweise Öffnung der Schulen sei erst zu vertreten, wenn die Einschränkungen des öffentlichen Lebens wegen deutlich sinkender Inzidenzwerten gelockert werden.

Völlig anderer Ansicht ist der Sprecher der Gesamtlandeselternvertretung Jochen Schumacher, der das Recht der Schülerinnen und Schüler auf Bildung betonte. Die Elternvertretung vertraue der Erfahrung von von Professor Arne Simon vom Uniklinikum Homburg, der betone, Kleinkinder und Schüler seien keine Pandemie-Treiber. Wichtig sei derzeit die Frage, wie der Unterricht, der 2020 ausgefallen sei, nachgeholt werden könne.

Kultusministerin Streichert-Clivot übte Kritik an den die Beschlüssen Merkels und der Ministerpräsidenten, die den Stufenplan der Kultusminister-Konferenz für die Wiederaufnahme des Präsenz-Unterrichts nicht berücksichtigt hätten. Weiter vertrat sie die Ansicht, dass teilweise oder vollständige Kita- und Schulschließungen oder Einschränkungen des Zugangs über einen längeren Zeitraum haben sehr negative Folgen für Kinder, Jugendliche und auch Familien hätten.
Die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts müsse jetzt, neben der eigentlichen Pandemiebewältigung, höchste gesellschaftliche Priorität haben, erklärte die Ministerin. Eine „Gene­ration Corona“ dürfe es nicht geben.

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