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Saarlouis. Hildegard König-Grewenig leitete 25 Jahre die Synagogen-Gedenkstätte in Saarlouis. Im Rahmen einer Feierstunde wurde sie verabschiedet und mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Über 150 Gäste nahmen in der Kaserne VI in Saarlouis an ihrer Ehrung teil. „Ihr Einsatz verdient Respekt und Anerkennung“, sagte Oberbürgermeister Roland Henz in seiner Ansprache. Mehr als ein Vierteljahrhundert hat die Ehefrau des früheren evangelischen Pfarrers Heinz König in Saarlouis das Gedenken an das durch die NS-Verfolgung zerstörte jüdische Leben in der Stadt wach gehalten. Hildegard König-Grewenig war Initiatorin und 25 Jahre lang Leiterin der Synagogen-Gedenkstätte im Postgässchen. Es ist ein Ort der Erinnerung, der Begegnung mit jüdischem Leben, jüdischem Glauben und jüdischer Kultur. „Ein Raum zum Nachdenken und Bedenken“, erinnerte Roland Henz an die Worte von Hildegard König-Grewenig bei der Einweihung der Gedenkstätte. Gemeinsam wolle man die Erinnerung wach halten, damit sich so etwas nie wiederholen wird. „Wir werden Ihr Wirken fortsetzen“, unterstrich Henz.
Bildungsminister Ulrich Commerçon, der selbst in einem Pfarrhaus aufgewachsen ist, hob ihre Leistungen in der Frauenarbeit hervor. Als Ehefrau und Mutter von drei Kindern habe Hildegard König-Grewenig zu dem Bild der „modernen Frau im Pfarrhaus“ beigetragen. Zahlreiche Kurse habe sie gegeben, die Künstlergruppe 11F gegründet und sich schließlich unermüdlich für den christlich-jüdischen Dialog und die Synagogen-Gedenkstätte eingesetzt. Für ihre Verdienste überreichte er das vom Bundespräsidenten verliehene Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Die ausgesprochen rüstige 86-jährige schilderte in einer nachfolgenden Rede die Entstehung der Gedenkstätte "Ich konnte den Abriss der Synagoge nicht verhindern, aber ich habe gelernt, aus Resten etwas zu machen", sagte sie. Schließlich stellte ihr die Stadt einen Raum zur Verfügung, in dem sie eine Gedenkstätte einrichten konnte. Die verbliebenen Mauersteine des Synagogengebäudes ließ sie auf den Alten Friedhof Saarlouis bringen, wo ein Kunstwerk daraus geschaffen wurde.
Superintendent Christian Weyer wies auf die besondere Bedeutung der Gedenkstätte hin, die nichts von ihrer Bedeutung verloren habe. „Im Gegenteil, sie wird immer wichtiger, weil es immer weniger Zeitzeugen gibt“, sagte er. Pfarrer Jörg Beckers von der Evangelischen Kirchengemeinde Saarlouis, verlas einen Brief von Nikolaus Schneider, dem Präses der rheinischen Kirche und Leiter der Evangelischen Kirche Deutschlands. Nach seinem letzten Besuch in Saarlouis sei er beeindruckt gewesen vom Engagement einer Frau, die in Saarlouis die „Kultur des Gedenkens“ pflege. Aus der Gedenkstätte habe sie ein „Lehr- und Lernhaus“ wachsen lassen, welches bis heute segensreich und wichtig sei.
Richard Bermann, Vorsitzender der Synagogengemeinde Saar, betonte, dass ein fruchtbarer Dialog zwischen Juden und Christen ihm immer sehr wichtig gewesen sei, aber nur wenig zu einem solchen Engagement wie Hildegard König-Grewenig bereit waren. Professor Herbert Jochum, Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft des Saarlandes, berichtete über die Erinnerungsverweigerung, die 20 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg noch vorherrschte. Es habe kaum Interesse an Literatur oder der Erinnerung der Verfolgten gegeben. Erst in den 70er und 80er Jahren habe man sich auf die Vergangenheit zurückbesonnen. "Erinnerung ist lebensnotwendig", sagte Jochum, denn sie sei auch Selbsterkenntnis und das Gedächtnis eines Volkes. "Damit die Erinnerung lebendig bleibt, braucht sie einen Raum, wo sie verweilen kann", unterstrich er. Die Veranstaltung umrahmten Helmut Eisel & JEM musikalisch mit Klezmermusik. Die Künstlergruppe 11F präsentierte eine Installation zum Thema "Erinnerung“. (sb).