Unternehmensnachfolge: Informationsabend in Dillingen

Kreis Saarlouis. Suche Nachfolge – biete Unternehmen! Diese klare Ansage birgt aber auch viele Fallstricke. Den geeigneten Firmennachfolger zu finden ist eine schwierige und langwierige Angelegenheit. Ein Unternehmen zu übernehmen ist auch kein einfaches Unterfangen und birgt finanzielle Risiken. Vor dem Hintergrund, dass im Saarland in den nächsten fünf Jahren bei 6300 Unternehmen die Nachfolge geregelt werden muss, hatten das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr mit seiner Saarland Offensive für Gründer (SOG) in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Untere Saar mbH (WFUS) und der Stadt Dillingen zu einem Informationsabend in die Dillinger Stadthalle geladen. Für Ministerin Anke Rehlinger bildet der Mittelstand die Säule der Wirtschaft. Sie rät, die Unternehmensnachfolge frühzeitig zu regeln. Jürgen Lehnhof, Abteilungsleiter Mittelstand und Wirtschaftsförderung im Wirtschaftsministerium, hält die frühOLYMPUS DIGITAL CAMERAzeitige Klärung der Unternehmensnachfolge für sehr wichtig für die Strukturentwicklung.
Marco Wilhelm von der Saarländischen Investitionskreditbank (SIKB) erläuterte das Prozedere für eine Unternehmensnachfolg. Sein Fazit: „Die größte Tat ist es nicht, einen Betrieb aufzubauen, sondern die Nachfolgesituation so vorzubereiten und beeinflussend zu gestalten, dass das unternehmerische Lebenswerk erhalten bleibt und erfolgreich fortgeführt wird.“ Er stellte Andreas Hans vor, der bis zum Jahresende als Schreinermeister im Betrieb von Georg Oehm in Beckingen beschäftigt war und jetzt der „neue Chef“ im Unternehmen ist. „Mit so viel Papierkrieg hatte ich nicht gerechnet“, erklärt Andreas Hans, der gleichzeitig für Risikobereitschaft wirbt. „Immer zum Vorhaben stehen und mit einer guten Hausbank zusammenarbeiten“, sagt der „Jungunternehmer“, der zudem auch die Angebotspalette der Dienstleistungen erweitert hat.
Die Gersing GmbH in Altforweiler und die Courtehoute GmbH in Siersburg sind gestandene Familienunternehmen. Sandra Haas-Gersing wie auch Kai Wagner hatten anfangs nicht vor, in den jeweils von den Großvätern gegründeten und vom Vater geführten Unternehmen einzusteigen oder gar „Chef“ zu werden. Inzwischen ist Sandra Haas-Gersing jedoch fachgeprüfte Bestatterin und Tischlergesellin mit Prokura im väterlichen Unternehmen. „Und im Prozess der Übernahme“, erklärt sie. Kai Wagner, der Betriebswirtschaft studierte und bei Mercedes in Argentinien ein halbes Jahr in der Personalabteilung arbeitete, wurde durch die Krankheit des Vaters mit der Unternehmensübernahme überrascht. Inzwischen hat er sich „das Vertrauen der Mitarbeiter verdient“ und führt mit seiner Schwester, die Maschinenbau studierte, die Courtehoute GmbH. Sandra Haas-Gersing und Kai Wagner setzen auf gute Kundenpflege, wollen das Personal mehr einbinden und schließen ein paar Neuerungen nicht aus. OLYMPUS DIGITAL CAMERA„Nie abschrecken lassen, neue Herausforderungen annehmen und weiter für sie kämpfen“, ist die Empfehlung von Sandra Haas-Gersing. „Ich hätte eine Lehre machen sollen, dann hätte ich mir Vieles nicht mühsam erarbeiten müssen“, gesteht Kai Wagner, der keinen Hehl daraus macht, glücklich zu sein, das Unternehmen mit der Schwester fortzuführen und ab und an den Vater als Berater zur Seite zu haben.
Für Jürgen Pohl, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Untere Saar (WFUS) steht fest, dass eine gelingende Unternehmensübergabe neben vielen anderen Faktoren, die beachtet werden müssen, vor allem auch davon abhängt, dass sich die Übergeber frühzeitig über die Nachfolgeregelung Gedanken macht. „Bei der erfolgreichen Übergabe der wichtigste Faktor der Mensch“, sagte Pohl. Einerseits sollte der übergebende Part „abgeben“, das heißt, sich sukzessive aus dem aktiven Tagesgeschäft herausnehmen können, andererseits der übernehmende Part sich verinnerlichen, dass er „Durchhaltevermögen“ auf dem Weg der Übernahme benötigt. (pdl).

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