Auch der Hippie-Bürgermeister fand keine Gnade

Einzigartig ist das richtige Wort, denn der Greesentag in Saarwellingen ist einzigartig im Saarland. Und er hat eine lange Tradition: es gibt ihn bereits seit 1624. Für das Wort Greesen gibt es verschiedene Deutungen. Festzustehen scheint, dass eine Grees eine verhuzzelte alte Frau ist, der man nichts Böses zutraut. Eine der Deutungen sagt aus, dass Schmuggler in jener alten Zeit sich gerne als altes Weib verkleidet haben, um in der weiten Gewandung Schmuggelgut unterzubringen. Aber wie gesagt, das ist nur eine von vielen Deutungen. Sicher ist, dass der Greesentag in Saarwellingen eine traditionsreiche Veranstaltung ist, für viele Einheimische der Saarwellinger Nationalfeiertag schlechthin. Er beginnt bereits am Vormittag. Bereits um 11 Uhr ziehen Jugendliche und normalerweise auch ganze Schulklassen zum Rathausplatz und starten in die tollen Tage. Aber in diesem Jahr war es nicht ganz normal – das Kultusministerium hatte schlicht und einfach die ganze Woche zu Fastnachtsferien deklariert bis zum Aschermittwoch und zum Ausgleich die Osterferien auf eineinhalb Wochen verkürzt. Zum Leidwesen der tradtionsbewussten Fastnachter, denn so blieben einige der Besucher fern. Auch viele Schüler und Lehrer waren mit dieser Regelung nicht ganz einverstanden, weil das manche Planung über den Haufen warf und nach Auffassung von Abiturienten beispielsweise auch die Abiturvorbereitungen empfindlich störte.
In Saarwellingen jedenfalls fehlten Schulklassen, deren Fehlen teilweise durch Jugendorganisationen kompensiert wurde.
Der „richtige“ Ansturm setzte dann verstärkt am frühen Abend ein, um 19.11 Uhr setzten sich Greesen, Garden, Prinzenpaare und die beiden Fanfarenzüge, die Heesebacher und die Crichinger in Marsch um das Rathaus zu stürmen und Bürgermeister Manfred Schwinn in Zwangsurlaub zu schicken. Triumphierend recken Prinzessin Myriam I und Prinz Daniel I. den Rathausschüssel in die Höhe. Wenig später begann das imposante Feuerwerk
Der wollte jedoch nicht so recht und hatte sich als Hippie verkleidet und die Rathaustür verbarrikadiert. „Zu holen ist hier ohnehin nichts, denn wir haben kein Geld“, sagte er der anrückenden Streitmacht mit Prinz Daniel I. und Prinzessin Myriam I. sowie dem Kinderprinzenpaar Nuno I. und Milena I. an der Spitze. Die Angreifer ließen sich jedoch nicht abwimmeln, zählten Versäumnisse wie den Neubau der Festhalle und manches mehr auf und ließen sich auch nicht durch verschieden Angebote bestechen. Als Bürgermeister Schwinn sich nicht freiwillig ergeben wollte, brachen die närrischen Streitmächte kurzerhand die Rathaustür auf , stürmten das Bürgermeisterbüro und nahmen den Bürgermeister fest. Auf der Bühne vor dem Rathaus wurde er den vielen hundert Besuchern vorgeführt und musste schließlich die Schlüssel abgeben.
Der Tradition folgend war dies der offizielle Startschuss für närrischen Tage in Saarwellingen. Zugleich war es auch der Startschuss für das auch in diesem Jahr beeindruckende Höhenfeuerwerk. Diesem wiederum folgten die Faasend Feten in den Zelten um das Rathaus und den zahlreichen Saarwellinger Gaststätten. Und die gingen „bis in die Puppen“, sagt man zumindest. Ein weiterer Höhepunkt der Saarwellinger Fastnacht ist der Rosenmontagszug, der wieder viele tausend Besucher nach Saarwellingen bringen wird – wenn Petrus keinen Strich durch die Rechnung macht.

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