Die Saarlouiser Ehrenbürgerin Esther Bejarano ist am vergangenen Samstag in ihrer Hamburger Wahlheimat im Alter von 96 Jahren gestorben. Die Jüdin ist 1924 in Saarlouis als Esther Loewy geboren. 1943 wurde sie in das Nazi – Vernichtungslager Auschwitz eingewiesen. Dieses Lager überlebte sie nur weil sie dort in einem Mädchenorchester spielte. Nach dem zweiten Weltkrieg weilte sie eine kurze Zeit in Israel, bevor sie wieder nach Deutschland zurückkehrte und dort den Kampf gegen das Vergessen aufnahm. Sie gründete das Auschwitz-Komitee und war als Musikerin bis in die letzten Lebensjahre unterwegs um in Schulen und bei anderen Einrichtungen Position gegen Rassismus und Antisemitismus Stellung zu beziehen. Zu den jungen Menschen sagte sie immer wieder: „Nicht ihr seid für die Judenverfolgung verantwortlich. Aber ihr müsst immer wieder Stellung beziehen gegen den Rassismus, gegen Antisemitismus und gegen Rechtsextremismus“.
Auf Vorschlag des Frauenbeirates der Stadt Saarlouis wurde Esther Bejarano 2014 zur Ehrenbürgerin der Stadt Saarlouis gewählt. Diese erklärte jetzt „Die Kreis- und Europastadt Saarlouis betrauert den Tod ihrer Ehrenbürgerin Esther Bejarano. Wir verneigen uns vor dem Lebenswerk der unermüdlichen Kämpferin gegen Rechtsextremismus und das Vergessen, für Frieden, Freiheit, Toleranz und Respekt. Wir werden uns in Saarlouis in ihrem Sinne stets weiter für ihre Herzensangelegenheiten einsetzen und engagieren“.
Für Esther Bejarano soll eine Gedenkfeier stattfinden, deren Rahmen aber noch nicht bekannt ist. Es gibt mittlerweile viele Vorschläge, die darauf hinzielen eine Straße oder einen Platz nach ihr zu benennen oder ein anderes sichtbares Andenken zu schaffen wie beispielweise eine Gedenktafel an ihrem Geburtshaus in der Saarlouiser Bierstraße anzubringen.
Der Hamburger erste Bürgermeister Peter Tschenscher (SPD) erklärte: „Mit dem Tod von Esther Bejarano verliert Hamburg eine außergewöhnliche Bürgerin, die sich bis ins hohe Alter für das Gemeinwohl engagierte“ . Die zweite Bürgermeisterin der Hansestadt Katharina Fegebank (Grüne), erklärte „Wir haben einen ganz besonderen Menschen verloren, der wie kaum jemand an die Gräuel der NS-Verbrechen erinnert und jahrzehntelang Menschen aller Altersgruppen für dieses Thema wachgerüttelt hat“.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte „Wir verlieren mit ihr eine mutige Persönlichkeit, die sich bis zuletzt für die Verfolgten des Naziregimes eingesetzt hat“.
Die Stadt Saarlouis hat im Gobelinsaal des Rathauses ein Kondolenzbuch ausgelegt. Aufgrund der gelten Corona-Maßnahmen müssen sich Personen, die sich in das Kondolenzbuch eintragen möchten, am Haupteingang des Rathauses per Klingel an der Stadt-Info anmelden. Eine Mitarbeiterin wird sie dann zum Gobelinsaal begleiten.