Die Grenzschließungen im Zuge der Corona-Pandemie haben bei den Menschen in der Nachbarschaftsregion links und rechts von Mosel und Sauer tiefe Spuren hinterlassen. Dadurch wurden die über Jahrzehnte gewachsenen alltäglichen Wege auf die andere Seite der deutsch-luxemburgischen Grenze und die vielen Kontakte mit den Nachbarn von vis-a-vis jäh unterbrochen. Die scheinbare Selbstverständlichkeit der offenen Grenze war keine mehr. An Protesten aus den direkt betroffenen Gemeinden gegen diese Einschränkungen und gegen den Rückfall in nationale Denk- und Verfahrensweisen hat es in den letzten Monaten nicht gefehlt.
Anfang Juli kamen erstmals Vertreterinnen und Vertreter von 19 luxemburgischen und deutschen Kommunen zu einem grenzüberschreitenden Austausch im Moselort Nittel zusammen.
Eingeladen hatten die LEADER-Regionen Miselerland, Moselfranken, Mëllerdall und Merzig-Wadern. Mit dabei waren zum ersten Mal auch VertreterInnen aus der LEADER-Region Bitburg-Prüm.
Die LEADER-Regionen kooperieren schon seit mehreren Jahren in vielen Projekten miteinander und fördern den Austausch und die Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg. Vor allem die Arbeitsgruppen, die zu den Themen Mobilität, weiterführende Schulen, Jugendarbeit und Tourismus ins Leben gerufen wurden, trugen dazu bei, dass sich die Akteure grenzübergreifend besser kennenlernen. Daraus entwickelte sich eine Eigendynamik, aus der neue Ideen und Projekte entstanden.
Bei dem Treffen in Nittel wurde vielfach positiv hervorgehoben, dass die Kontakte mittlerweile sehr eng geworden sind. Monique Hermes, Schöffin aus Grevenmacher drückte es so aus: „Wir leben miteinander!“ Und Daniela Schlegel-Friedrich sah in der „Grenzlage ohne Grenze“ DEN Attraktivitätsfaktor der Region.
Die LEADER-Regionen mit ihren gut vernetzten Regionalmanagements sind bereits ein wichtiges Instrument, das in Zukunft noch stärker für die grenzübergreifende Vernetzung der Kommunen eingesetzt werden kann und soll.
Die offene und fruchtbare Diskussion in Nittel zeigte, dass die Zielrichtung der Kommunen die Gleiche ist: Stärkere Vernetzung, kompakteres Auftreten als EINE Region, schlagkräftige Formulierung der gemeinsamen Bedarfe an die höheren Stellen, z.B. in Mainz, Luxembourg oder Berlin. Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, dass die Region ein gemeinsames Sprachrohr braucht, das schnell und wahrnehmbar mit einer gemeinsamen Stimme sprechen kann.
Wie diese Vernetzung – evtl. über LEADER hinaus – neu aufgestellt werden kann und, ob es ein neues Gremium oder zusätzliche Strukturen dazu braucht, soll bis zu einem zweiten Treffen im Oktober ausgearbeitet werden.