Dillingen. Der Dillinger Lokschuppen, heute ein begehrter Veranstaltungsort in der Hüttenstadt, hat natürlich Geschichte, das ist bekannt. Hier wurden die Dampflokomotiven bis weit in das letzte Jahrhundert hinein gepflegt und gewartet. Aber die Dampflokomotive war eigentlich bereits die Weiterentwicklung anderer Fahrzeuge, die ebenfalls dampfgetrieben ihre Dienste verrichteten. Den älteren Zeitgenossen ist vielleicht noch die „Dampfwalze“ bekannt. Noch früher, noch vor der Entwicklung des Verbrennungsmotors, der heute vom Bannstrahl bedroht ist, vor rund 200 Jahren, gab es Fahrzeuge wie den Dampftraktor oder das Lokomobil die beispielsweise die Arbeit in der Landwirtschaft erleichterten. Viele Geschichten und Geschichtchen ranken sich um diese Zeit.
So entstand der Gedanke die Erinnerung an diese Zeit wieder lebendig werden zu lassen. Und welcher Ort wäre dazu prädestinierter gewesen als der Lokschuppen, zumal es dort mit Carlo Quintus einen findigen Betreiber des Bistros Lokschuppen gibt?
Dadurch entwickelte sich der Gedanke an eine Ausstellung mit Fahrzeugen aus jenen Tagen gerade auf diesem neugeschaffenen Gelände. Bald war jedoch klar, dass das Ausstellen von dampfbetriebenen Fahrzeugen aus jener „guten, alten Zeit“ nicht ausreichen würde, einen großen Besucherstrom in das Gelände zu locken. Also begann man ein Programm rund um die Ausstellung zu entwickeln. Zunächst galt es unterschiedliche Fahrzeuge aus dieser Zeit zu mobilisieren, denn – das ist naheliegend – all zu viele dampfbetriebene, funktionsfähige Fahrzeuge gibt es natürlich nicht mehr, zumal sie in Nordamerika eigentlich eine größere Nutzung fanden als in unseren Breiten. Natürlich sollten die Fahrzeuge während der Ausstellung unter Dampf stehen und auch bei einer kleinen Rundfahrt ihre Funktionsfähigkeit unter Beweis stellen. Der Zufall half ein wenig, es gab auch einige amerikanische Maschinen, die Liebhaber in Europa gefunden hatten und der Besitzer bereit waren, ihre Schmuckstücke in Dillingen zu zeigen und vorzuführen.
Vielseitiges Angebot innen und außen
In der Zeit der dampfbetriebenen Maschinen lebte mit Jules Verne ein visionärer Autor, der als einer der Begründer der Science Fiction Literatur gilt. Die dampfbetriebenen Fahrzeuge mögen ihn beeinflusst haben bei der Entwicklung seiner Romane, zu denen etwa so bekannte Werke wie „Eine Reise zum Mittelpunkt der Erde“ oder „In 80 Tagen um die Welt“ gehörten. So ist wohl der Gedanke entstanden den Bühnensolisten und Conferencier Harry Rischar zu engagieren, der in die Figur von Jules Verne schlüpfte und aus jener Zeit erzählte. Einen weiteren Conferencier hatte man mit dem Magier KALIBO verpflichtet, der daneben seinen Flohcircus mitgebracht hatte. Mit sehr viel Geschick und Charme führte er durch das abwechslungsreiche Programm, bei dem beispielsweise DRACHENFLUG, ZUPPELMUSIK, und THE GHOSTTOWN COMPANY für Unterhaltung sorgten. Im Lokschuppen war ein regelrechter Markt mit Artikeln aus der Zeitspanne aufgebaut, in der diese Dampfmaschinen ihre glanzvolle Phase erlebten. Erstaunlich viele Besucher waren der Einladung gefolgt, viele davon kamen in dem viktorianischen Bekleidungsstil jener Tage und boten einen interessanten Anblick. Einige Besucher berichteten, dass sie sich einem literarischen Kreis angeschlossen haben, der etwa in den 70,80 er Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden sei und der sich mit dem Thema intensiv beschäftige.
Carlo Quintus, der die Veranstaltung gemeinsam mit der Stadt Dillingen ins Leben geplant und vorbereitet hat, war mit dem Besuch zufrieden und meinte am Ende „Vielleicht gibt es 2018 eine neue Auflage des Lokschuppen-Steam. Kann gut sein“.
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