Mike Mathes kommt seinem großen Ziel näher

Jugendwerkstatt wurde zur Malwerkstatt

Kreis Saarlouis. Normalerweise geht es recht lautstark in der Jugendwerkstatt des Landkreises Saarlouis zu. Wenn die Jugendlichen dort Nistkästen und Insektenhotels bauen, dann wird gesägt, gebohrt und gehämmert. Ganz still war es an den Nachmittagen, als Mike Mathes mit ihnen malte, oder er sich beim Komponieren eines neuen Kunstwerkes zuschauen ließ.
Acht bis zehn junge Menschen, die in irgendeiner Weise mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, werden täglich von Reiner Quirin, einem weiteren Diplom Sozialpädagogen und acht Honorarkräften betreut, die die Bereiche Holz, Schlosserei, Kfz, kreatives Gestalten, Gestaltung und Pflege von Gelände und Räumlichkeiten abdecken. Jetzt fanden sich an den Projektnachmittagen fast 20 junge Männer wie auch einige Frauen ein, um mit dem letztjährigen Kulturpreisträger des Landkreises Saarlouis, Mike Mathes, zu diskutieren und sich künstlerisch zu betätigen. Ehe Mathes jedoch sein weltweites Friedensprojekt „Tausend Augen“ in Angriff nahm, widmete er sich seinem neuesten Toleranz-Projekt.
Das Outing des ehemaligen Fußball-Nationalspielers Thomas Hitzlsperger nahm Mathes zum Anlass, mit den jungen Menschen über das „Schwul-Sein“ und den Umgang mit homosexuellen Menschen zu diskutieren. Künstler Mike Mathes und Jugendwerkstattleiter Reiner Quirin (v.r.)  assistieren den Projektteilnehmern bei der Anfertigung „ihres“ Augenbildes.
pdl/Foto: Brigitta Schneider 
Beim Entstehen des neuen Bildes mit Hitzlsperger wie auch Philipp Lahm und weiteren Nationalspielern, das den Titel „Lifestyle –Fußballstar“ trägt, filmten und fotografierten die Teilnehmer Mike Mathes und fertigen eine Aktionscollage. „Eigentlich sind zwei Kunstwerke hierdurch entstanden“, folgert Mike Mathes.
Für das „Tausend-Augen-Projekt“ hatte der Aktionskünstler eine Schablone mitgebracht. Nach der Anfertigung der Grundskizze war freies Gestalten angesagt. Innerhalb kurzer Zeit leuchteten bereits grüne, braune, rote, blaue und sogar grellgelbe und bunte Augen. Schweigend beobachten der Künstler und der Jugendwerkstattleiter, wie konzentriert die Teilnehmer die Farben auswählen und behutsam mit dem Pinsel „ihr“ Augenbild anfertigen. „Jedes Auge wird individuell gestaltet, jedes Auge ist anders, ja sogar einzigartig, wie der Mensch, der es malt“, erläutert Mike Mathes. Da die meisten Teilnehmer sogar zwei Augen-Bilder fertigten, kommt Mike Mathes seinem Ziel, mit tausend Augen ein riesiges Gesamtkunstwerk zu schaffen, wieder ein kleines Stück näher. Fast ein Viertel seines Vorhabens ist geschafft. Sind tausend Augen erreicht, dann fügt er diese zusammen und malt auf der Rückseite ein ganz großes neues Auge. “Ich glaube, die Botschaft von Mikes Mathes, Gesicht gegen Ausgrenzung und Diskriminierung zu zeigen, haben unsere Projektteilnehmer verstanden“, sagt Jugendwerkstattleiter Reiner Quirin. Er hofft, dass diese Botschaft nun auch von ihnen im Alltag umgesetzt wird. (pdl).

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