In Krisenzeiten nimmt auch die Gewalt oft zu. Bei Familien und Paaren, die in Isolation oder Quarantäne mehr Zeit miteinander verbringen müssen als sonst, können so sehr angespannte Situationen entstehen und Aggressionen zunehmen. Finanzielle Sorgen verstärken dies noch. Ein rapider Anstieg von häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder zeigt sich bei den ersten Zahlen aus Deutschland: Die Berliner Polizei berichtet, dass häusliche Gewalt seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen um zehn Prozent zugenommen hat. Die Dunkelziffer dürfte noch um einiges höher liegen. Social Distancing* macht diese Gewalt noch weniger sichtbar.
Die Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbeauftragter im Saarland hat deshalb eine Aktion gestartet um die Nummer des Hilfetelefons bekannter zu machen. Im ganzen Saarland weisen Banner an Brückengeländer auf dieses bundesweite Hilfsangebot hin, sagt Astrid Brettnacher, Frauenbeauftragte beim Landkreis Saarlouis.
Opfer von häuslicher Gewalt, und auch deren Bekannte und Angehörige, können sich an das Bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ wenden.
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ bietet Betroffenen die Möglichkeit, sich zu jeder Zeit anonym, kompetent und sicher, zu allen Formen von Gewalt, beraten zu lassen, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr und kostenfrei. Qualifizierte Beraterinnen stehen den Hilfesuchenden zur Seite und vermitteln sie bei Bedarf an Unterstützungsangebote vor Ort, etwa an ein Frauenhaus oder an eine Frauenberatungsstelle in der Nähe. Die Beratung erfolgt anonym, vertraulich und in 17 Sprachen. Auch Angehörigen, Freundinnen und Freunden sowie Fachkräften steht das Hilfetelefon für Fragen und Informationen zur Verfügung, so Sigrid Gehl, Frauenbeauftragte der Stadt Saarlouis.
Die Nummer des Bundesweiten Hilfetelefons lautet: Tel. 08000 116 016 WWW.HILFETELEFON.DE Autorin: Sigrid Gehl
* social distancing wird in Wikipedia so definiert: Der auch in deutschsprachigen Medien verwendete englische Begriff social distancing beziehungsweise das ins Deutsche übersetzte „soziale Distanzierung“ sind missverständlich, da dies impliziert, dass Personen gesellschaftlichen Abstand zueinander halten sollen. Es geht aber nicht um eine soziale Isolation der Individuen, sondern um die räumliche Distanzierung von (möglicherweise) infizierten zu nicht infizierten Personen.[7]