Im Beisein von Gesundheitsministerin Monika Bachmann fiel am Knappschaftsklinikum Saar der Startschuss für die ersten frisch ausgebildeten Schlaganfall-Lotsen des Saarlandes. Die Lotsen sollen die Nachsorge für Schlaganfallpatienten im häuslichen Umfeld verbessern und ihnen helfen, das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu vermindern. Das Projekt wird von der KNAPPSCHAFT und dem Knappschaftsklinikum Saar mit Unterstützung der Deutschen Schlaganfallhilfe durchgeführt und kommt Versicherten der Knappschaft zugute. Die ersten fünf Lotsen, allesamt Mitarbeiter der KNAPPSCHAFT, haben ihre Ausbildung erfolgreich absolviert und dürfen nun ihre Arbeit als „Schlaganfall-Lotse KKS“ aufnehmen. „Wir haben zu diesem Zweck auch ein Einsatzfahrzeug angeschafft“, so Mario Schüller, Krankenhausdirektor am KKSaar.
Die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann betont die Bedeutung einer guten Schlaganfallversorgung und sagte: „Ein solches Projekt ist beispielhaft, denn dadurch kann nach einem Krankenhausaufenthalt wegen eines Schlaganfalls eine praktische Hilfestellung gegeben werden.“
Warum gibt es Schlaganfall-Lotsen?
„Die Akutversorgung und die Reha nach einem Schlaganfall sind meist gut geregelt, die Probleme beginnen bei der langfristigen Änderung von Lebensgewohnheiten im häuslichen Umfeld des Patienten“, erklärt Dr. Jürgen Guldner, standortübergreifender Direktor des Neurozentrums am Knappschaftsklinikum Saar.
Dabei gehe es nicht nur um Unterstützung bei der Wiedererlangung der Selbstständigkeit. Auch die Gefahr eines erneuten Schlaganfalls soll durch die Arbeit der Lotsen vermindert werden. „Die Therapiemöglichkeiten für Schlaganfallpatienten haben sich in den letzten Jahrzehnten enorm verbessert“, erklärt Dr. Guldner.
„30 Prozent der Betroffenen erleiden innerhalb der folgenden fünf Jahre erneut einen Schlaganfall. In vielen Fällen könnte dies durch die Kontrolle der Risikofaktoren vermieden werden.“ Dabei betonte Dr. Guldner den Nutzen der neuen Schlaganfall-Lotsen: „Das Projekt ist ein Meilenstein in der Versorgung von Schlaganfall-Patienten.“
Ein Jahr lang Unterstützung zu Hause
Bisher haben fünf Mitarbeiter der KNAPPSCHAFT die Ausbildung zum Schlaganfall-Lotsen abgeschlossen. Die Lotsen betreuen Versicherte über ein Jahr nach dem Ereignis, helfen in der veränderten Lebenssituation und unterstützen in der Kommunikation mit Krankenkasse und Ärzten. Sie beraten bei der Anpassung des Wohnraumes, bei der Anschaffung von Hilfsmitteln, bei den häufigen Arztbesuchen. Vor allem aber sollen sie aktiv dazu beitragen, die Gefahr eines erneuten Schlaganfalls zu reduzieren. Das betrifft die Therapietreue (darunter die korrekte Medikamenteneinnahme) und den Abbau von Risikofaktoren wie etwa Bewegungsmangel, Rauchen und ungesunde Ernährung. Armin Beck, Leiter der Regionaldirektion Saarbrücken der KNAPPSCHAFT, erklärt: „Die Schlaganfall-Lotsen sind kompetent für die Patienten da. Allein das kann die Situation für die Betroffenen verbessern: zu wissen, dass sie Unterstützung haben sobald sie das sichere Krankenhaus verlassen müssen.“
Ausbildung in Püttlingen und Sulzbach
„Der Schlaganfall-Lotse wird am Knappschaftsklinikum Saar zusammen mit der Deutschen Schlaganfall-Stiftung curricular ausgebildet“, erklärt Stefanie Marx, Leiterin der Sulzbacher Stroke Unit (Schlaganfallstation). Sie kordiniert die Ausbildung, integriert das Pflegepersonal in das Projekt und bildet die Schnittstelle zur KNAPPSCHAFT.
„Ausbildungsschwerpunkte sind neben Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie auch Pharmakologie sowie Case- und Care-Management. Schnittstellenbereiche wie beispielsweise die Selbsthilfe werden in die Nachsorge mit einbezogen.“ Die Neurologen und Schlaganfallexperten Dr. Jürgen Guldner und Prof. Dr. Stefanie Behnke stellen dabei die medizinisch-fachliche Qualität sicher. Der Lehrplan umfasst insgesamt 200 Unterrichtsstunden. Die Teilnehmer erwerben neurologisches Fachwissen aus erster Hand und erhalten Einblicke in die Arbeit der beiden zertifizierten Stroke Units) in Püttlingen und Sulzbach sowie der Physio- und Ergotherapeuten und Logopäden.
Vorbild Ruhrgebiet mit positiven Erfahrungen
Das Projekt im Saarland entstand nach positiven Erfahrungen im Verbund der Knappschaft Kliniken im Ruhrgebiet. 2020 führte das Klinikum Vest ein Pilotprojekt durch zusammen mit der KNAPPSCHAFT und der Deutschen Schlaganfallhilfe. Ergebnis der damaligen Auswertung: 66% der Befragten gaben an, dass sie durch den Lotsen auf regelmäßige Medikamenteneinnahme achten würden. 59% erklärten, dass sie durch den Lotsen verständliche Informationsmaterialien zu den einzelnen Risikofaktoren erhalten hätten. 139 von 234 Patienten achten durch den Lotsen verstärkt auf Bewegung und fast die Hälfte achtet durch den Lotsen nun stärker auf gesunde Ernährung.