In diesen Tagen jährt sich der Fall der „Berliner Mauer“ zum 30. Mal. Aus diesem Anlass hat die „Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ eine Ausstellung für die historisch-politische Bildungsarbeit herausgebracht.
Diese Ausstellung, die an die Fluchtbewegung im Sommer und die Massenproteste im Herbst 1989, die die SED-Diktatur in die Knie zwangen, erinnert, wurde am Dienstag von Bürgermeister Marcus Hoffeld im Foyer des Neuen Rathauses eröffnet.
Wohl jeder der Anwesenden, so Hoffeld, wisse noch genau, wo er am 09.11.1989 gewesen sei. Er war damals 15 Jahre alt und wenige Wochen zuvor noch in West-Berlin bei Onkel und Tante zu Besuch gewesen. In der Schule wurden in den Tagen nach dem 09.11.1989 sämtliche Stundenpläne über den Haufen geworfen und über das große Ereignis gesprochen.
Unter den Gästen begrüßte Hoffeld neben den ehrenamtlichen Beigeordneten Doris Darimont-Doll und Giuseppe D’Auria auch Ortsvorsteher Alexander Boos und mit Maren Stein eine Zeitzeugin, die in Berlin-Köpenick aufwuchs und als 13-Jährige den Mauerfall quasi live miterlebte.
Sarah Klemm vom Bereich Öffentlichkeitsarbeit hat die Ausstellung initiiert und Fragen vorbereitet, die Maren Stein bereitwillig beantwortete. So erfuhren die Interessierten, dass ihre Familie erst einige Tage gebraucht habe, um zu realisieren, was dort Großartiges geschehen war. Von ihrem ersten Geld, erinnerte sie sich, kaufte sie sich ein Kilo Bananen und Mamba. Maren Stein berichtete emotionsvoll von einem stetigen Gefühl der Beklemmung, das sich auch darin äußerte, dass viele Menschen bei vertraulichen Gesprächen sich mit einem Blick über die Schulter vergewisserten, dass niemand mithörte, der das nicht sollte. Diese Gefühl wich dann ganz plötzlich, als die Mauer fiel. Sie erzählte aber auch von einer tollen Kindheit mit Ferienlagern und Kinderbetreuung, so lange man sich nach dem Regime richtete. Bilder aus ihrem persönlichen Fotoalbum, mit Trabbi, in einer typischen Ein-Raum-Plattenbau-Wohnung oder bei der Jugendweihe, die ebenfalls Teil der Ausstellung sind, ergänzten ihre Ausführungen. „Kinder“, so sagte sie, „hatten aber einen engeren Zusammenhalt und mehr Gemeinschaftssinn, als die Kinder im Westen heute“.
Als kleine Überraschung wurden typische Ostprodukte gereicht: Rotkäppchen-Sekt, oder Produkte, die Maren Stein aus ihrer Kindheit kannte wie „bambina“-Schokolade und „Knusperflocken“ aus dem Hause „Zetti“. Maren Stein kam nach der Wende in den Westen, zunächst nach Düsseldorf, wo sie nach der Schulzeit eine Berufsausbildung absolvierte. Vor elf Jahren kam sie in das Saarland, wo sie bei der Merziger Stadtverwaltung eine Arbeitstelle fand. „Im Saarland, vor allem in Merzig fühlte ich mich pudelwohl“, sagte im Gespräch mit uns, „alles ist hier intim und überschaubar und die Menschen haben uns sehr wohlwollend aufgenommen“.
Rund 20 Plakate in der Ausstellung erzählen von der Selbstdemokratisierung der DDR, der deutsch-deutschen Solidarität und den Weichenstellungen auf dem Weg zur deutschen Einheit 1990.
Die Ausstellung „Von der Friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“ ist noch bis 22.11.2019 zu den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung im Merziger Rathaus zu sehen.