Das SOS-Kinderdorf Saar bietet seit 6 Jahren das Förderangebot „Tiergestützte Pädagogik“an. Nun wurde nicht nur ein neuer Hof gepachtet, auch neue Tiere werden zukünftig zusammen mit zwei speziell ausgebildeten Mitarbeiterinnen mit den Kindern zusammenarbeiten.
Seit 2015 ermöglicht das SOS-Kinderdorf Saar den Kindern und Jugendlichen, die stationär betreut werden, die Teilnahme an dem unterstützenden Angebot der „tiergestützten Pädagogik”. Das Projekt wird zu großen Teilen durch die luxemburgische Martine und Bertram Pohl Stiftung finanziert. Um den Hof instand zu halten, Futter und Pflege der Tiere sicherzustellen, ist das SOS-Kinderdorf jedoch jedes Jahr auf weitere Spenden von außerhalb angewiesen.
Da die Arbeit mit den Tieren einen extrem positiven Einfluss auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen gezeigt hat, wurde das Projekt nun weiter ausgebaut: So wurde im vergangenen Jahr eine weitere pädagogische Fachkraft eingestellt, die speziell für die Arbeit mit Hunden ausgebildet ist. Janina Klauck bringt die Therapiegbegleithündin “Mali” mit. Außerdem gibt es Zuwachs im Pferdestall: Neben dem Pony “Anton” sind nun auch die zwei großen Pferde “Flower” und “Barcley” auf der großen, weitläufigen Weide des Hofes zu Hause. Dank einer großzügigen Spende konnten außerdem drei Meerschweinchen einziehen. Die drei kleinen Nager namens “Oreo”, “Henry” und “Sophios” finden nun ebenfalls auf dem neuen Hof ihren Platz in einem großen Gehege mit viel Auslauf und Rückzugsmöglichkeiten.
Der Hof in Brotdorf, im Grünen gelegen und fernab des schnelllebigen Alltags bietet den Kindern viel Raum zur persönlichen Entfaltung. Sie können hier einmal all ihre Probleme vergessen und zur Ruhe kommen. Das Ausklinken aus dem Alltag in der Wohngruppen, Natur und Tiere helfen dabei, traumatisierende Ereignisse zu verarbeiten. Aber noch viel mehr steckt hinter der Arbeit mit den Tieren:
Was können Tiere, was Menschen nicht können?
Die pädagogische Fachkraft Vera Philippe erklärt dazu: „In Tieren steckt großes therapeutisches Potenzial: Sie können bei jungen Menschen oft schneller Vertrauen schaffen als ein Erwachsener.
Studien haben erst kürzlich belegt, dass negative Bindungs-erfahrungen von Kindern auf andere Menschen übertragen werden, nicht aber auf ein Tier. Die Kinder treten den Tieren also komplett unvoreingenommen entgegen, wohingegen sie nach aufgrund ihrer negativen Vorerfahrungen einem Menschen eher erst einmal Misstrauen entgegen bringen.
Darüber hinaus gibt es das Bindungshormon Oxytocin, welches nachweislich im Kontakt mit Tieren aus-geschüttet wird und zur Entspannung und Bindungs-bereitschaft beiträgt. Im Umgang mit den Tieren können Kinder Selbstwirk-samkeit erfahren, Selbstbewusstsein aufbauen und positive Bindungserfahrungen sammeln. Die Arbeit mit den Tieren ist deshalb so wertvoll, weil ihre Zuneigung und Aufmerksamkeit nicht an Bedingungen geknüpft ist. Sie reagieren stets authentisch und geben ein ganz klares Feedback durch Körpersprache, das für alle Kinder leicht verständlich ist. Tiere sind vorurteilsfrei, sie bewerten das Kind nicht, egal woher es kommt oder welche kognitiven Fähigkeiten es mit sich bringt.
Die Tiere helfen in der pädagogischen Maßnahme besonders dabei, das eigene Verhalten zu reflektieren. Oft fühlt man sich persönlich kritisiert, wenn des Feedback von einem Menschen kommt. Da Tiere aber im Hier und Jetzt leben und wertfrei reagieren, fällt es vielen Kindern leichter, dieses Verhalten zu lesen.