Aktionstag in Saarlouis als Startschuss
Saarlouis ist eine Autostadt und Ford ist hier zu Hause seit Henry Ford II. 1970 den ersten Escort vom Band steuerte. Dass die Saarlouiser und mit ihnen eigentlich alle Saarländer dies so sehen, erwies sich am vergangenen Dienstag, als über 4000 Menschen zu einem Aktionstag nach Saarlouis auf den Großen Markt kamen um dort für den Verbleib „ihres“ Autowerkes im Saarlands zu demonstrieren. Unter den Teilnehmern nicht nur Ford Mitarbeiter, sondern auch Vertreter anderen Firmengruppen wie Dillinger (Hütte) und Saarstahl, Eberspächer und Nemak und etliche andere, daneben Vertreter mehrerer Gewerkschaften wie IG Metall und Verdi. Auch die Politik war hochrangig vertreten durch Bundesaußenminister Heiko Maas, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp Karrenbauer, Ministerpräsident Tobias Hans, die stellvertetende Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, Landrat Patrik Lauer, zahlreiche Landtagsabgeordnete und viele mehr. Sie alle wollten ein lautes und deutliches Signal nach Köln zur deutschen Ford Zentrale und erst recht zum Ford Management über den großen Teich nach USA senden. Damit sollte deutlich gemacht werden, dass nicht nur die 5000 Mitarbeiter des Saarlouiser Ford Werkes und nicht nur die 2000 Mitarbeiter in den Zulieferbetrieben, sondern auch Tausende von Mitarbeitern in anderen mit dem Werk verbundenen Unternehmen sowie Bäcker , Metzger, Lebensmittler, Transportunternehmen usw. vom Bestand des Werkes abhängig sind. Lautstarkes Sirenenheulen und Trommelwirbel begleiteten den Beginn der Veranstaltung „Und das ist erst ein Vorgeschmack von dem was noch kommen wird“, betonte der Betriebsrats-vorsitzende des Ford Werkes, Markus Thal. „Wenn nicht sehr bald Informationen kommen wie es nach dem Ende der Focus Fertigung 2025 weitergeht, ist das heute erst der Anpfiff“. Viele Vorleistungen seien erbracht worden wie die Aufgabe der Nachtschicht, die Aufgabe des Ford C-Max ohne Alternative, Personalreduzierungen und manches mehr. Statt dessen würden in einer geradezu schäbigen Art die Standorte Saarlouis und Valencia (Spanien) gegeneinander ausgespielt, denn nur eines der beiden Werke soll den Bau eines weiteren E Mobils erhalten, nachdem das erste E Mobil verbunden mit einer Investition von 830 Mio Euro nach Köln gegangen sei. „Wir können aber auch in Saarlouis Elektroautos bauen“, rief er aus, „wir sind immer noch einer der qualitativ hochwertigsten Autobauer und schaffen auch entsprechende Profite in der von Detroit geforderten Marge. Und schloss seine Ausführungen mit einem Begriff, den einst Barack Obama bekannt gemacht hatte, mit „Yes, we can“.
Ohne ein Nachfolgeprodukt gehen die Lichter ausa
„Ohne ein Nachfolgeprodukt gehen am Ford Standort Saarlouis die Lichter aus“, betonte auch Lars Desgranges, der 1. Bevollmächtigter der IG Metall Völklingen. „Das möchten wir gemeinsam mit der Belegschaft mit Unterstützung der Politik und der Bevölkerung verhindern.“ Er ging in seiner Rede auf die Bedeutung des Standorts Ford Saarlouis für das Saarland ein. Ford sei nicht nur einer der größten Arbeitgeber des Landes. Auch die wirtschaftlichen Folgen einer Schließung würden weit über die Automobilindustrie hinaus spürbar sein. Handwerker, Handel, Gastronomie nahezu alle Branchen wären betroffen.
Nach den Reden von Lars Desgranges und Markus Thal wurde eine von den Vertrauensleuten organisierten Luftballonaktion unter großem Beifall durchgeführt. Tausende von roten Ballons stiegen am Nachmittagshimmel empor.
Gesamtbetriebsratsvorsitzender Ford Werke GmbH, Martin Henning, hob die Solidarität zum Saarlouiser Standort mit den Worten. „Saarlouis hat eine Zukunft verdient, dafür werde man sich auch auf Konzernebene vehement einsetzen“ hervor.
Auch die beiden Bundesminister Heiko Maas und Peter Altmaier möchten auf höchster Ebene Gespräche führen und sich für die Beschäftigten des Saarlouiser Werkes einsetzen. Mit der geplanten Ansiedlung des Batteriewerkes SVolt sei bereits eine gewisse Vorleistung er-bracht worden. „Außerdem“, so Altmaier weiter „ist Deutschland ein Autoland. Heiko Maas betonte „Der wichtigste Markt für Ford in Europa ist Deutschland. Nach dem Brexit und dem damit verbundenen Markteinbruch der Nachfragen und der Corona-Pandemie ist dieser Markt noch wichtiger, zumal Produktivität und Qualität des saarländischen Unternehmens top ist“. Ein weiterer Vorteil des Saarlouiser Autowerkes sei die zentrale Lage im Herzen Europas.
Beide Minister sagten zu, sich weiter für den Erhalt des Werkes zu engagieren und auf höchster Ebene Gespräche zu führen. Schließlich sei „Made in Germany das beste Qualitätssiegel, dass sich Ford für seine Zukunft geben könne“.