Ihr Ziel war es zunächst jungen Künstlern eine Plattform zu geben, aber auch dem klassischen Theater eine zeitgemäßere Form zu geben. Unter der Leitung des künstlerischen Leiters Sascha von Donat setzt man sich immer wieder mit neuen Spielweisen auseinander und erfindet sich quasi regelmäßig neu. Mit „Kiss me, Carmen“ gastierte die Opernwerkstatt dieser Tage in der Dillinger Stadthalle.
Carmen, die Oper von George Bizet wurde 1875 wurde als Opera comique uraufgeführt und fand zunächst keine überwältigende Beachtung. Das änderte sich später, Carmen wurde und ist auch heute noch eine vielgespielte Oper. So liegt es nahe, dass sich die Opernwerkstatt ihrer annahm, relativ früh. Die Inszenierung blieb bis heute im Repertoire. Die finanziellen Mittel der Opernwerkstatt waren anfangs eher eingeschränkt. Das führte dazu dass man auch mit geringem finanziellem Aufwand arbeitete. Gleichzeitig versuchte man mit der Aufführung näher an das Publikum zu gelangen.
Das zeigt sich bereits beim Beginn der Oper: das Ensemble zieht schwatzend mitten durch das Publikum auf die Bühne. Auch die Musiker sind dabei, kein großes Orchester, eher eine Flamenco Formierung mit Akkordeon, Cajon, Geige, Gitarre, Klarinette, Schlagzeug. Sie platzieren sich auf der Bühne und sind Teil des Geschehens in der Seilknüpferei, bei den Schmugglern, bei der Messerstecherei oder auch beim Eifersuchtsdrama um Carmen. Flamencomusik hat bereits George Bizet beeinflusst als der die Oper komponierte. Diesen Gedanken hat man bei der Inszenierung der Opernwerkstatt unter der Leitung von Sascha von Donat aufgenommen und dem Flamenco eine größere Bedeutung gegeben, wobei die großen Arien natürlich ebenso unverändert bleiben wie auch der Inhalt.
Micaëla (Kerstin Pohle, mit sehr ansprechender Stimme)) soll Sergeanten Don José einen Brief seiner Mutter überbringen, trifft diesen jedoch nicht an, weil dieser erst nach der Wachablösung wieder da sein wird. Sie zieht sich wartend zurück. Nach der Wachablösung beginnt die Pause in der Fabrik, die Arbeiterinnen kommen auf den Platz. Carmen, von Carrie Dimaculangan gut dargestellt, ist eine heißblütige Zigeunerin, die männlichen Avancen nicht abgeneigt ist, wirft einen Blick auf Don José, den dieser jedoch zunächst ignoriert.
Nach der Pause kommt es in der Fabrik zu einer Streiterei, in deren Verlauf Carmen eine andere Arbeiterin mit einem Messer verletzt. Sie wird festgenommen. Don José soll sie ins Gefängnis bringen. Carmen betört diesen jedoch mit der Aussicht auf eine heiße Nacht. Er löst ihre Fesseln, sie flieht. Statt dessen wird Don José eingesperrt. Nach seiner Freilassung will er sich nun Carmen, in die er sich verliebt hat, nähern. Diese hat sich aber mittlerweile dem Stierkämpfer Escamillo (Mauricio Virgens, eine sehr auffallender Bariton) zugewandt. Natürlich folgen Eifersuchtsszenen, Auseinandersetzungen. Don José muss fliehen und schließt sich den Schmugglern an, wobei er wieder auf Carmen trifft. Diese hat jedoch kein Interesse mehr an ihm und wirft ihm seinen Ring vor die Füße. Rasend vor Eifersucht erwürgt dieser sie. Soweit in Kurzfassung die Geschichte der Oper.
Wie oben erwähnt, kein großes Orchester, sondern Flamenco Band, manche Szenen werden auch tänzerisch dargestellt durch die Tänzerin Manuelita (Carla Beiersdorfer). Auf große Requisiten wie sie bei großen Operninszenierungen üblich sind, wurde bewusst verzichtet, statt dessen auch mit Lichteffekten gearbeitet. Die Aufmerksamkeit der Besucher wurde so auf die Akteure gelenkt, die immer wieder Szenenapplaus erhielten. Schade war nur, dass der Besuch nicht so gut war, wie die Aufführung es eigentlich verdient hätte, denn sie war sehr gelungen.