Jetzt werden sicher wieder die vielen Tausend Fußballtrainer in unserem Land über die Fehler, die man bei Bayern München in den Halbfinalspielen gegen Real Madrid gemacht hat, räsonieren. Manch einer wird an Jupp Heynckes erinnern, unter dessen Leitung im Vorjahr das „Triple“ geschafft wurde. Und dabei vergessen, dass dies in den Jahren zuvor nicht geschafft wurde, dass es eine BVB Dominanz gab.
Sicher könnte man darüber streiten, ob die Dominanz im Ballbesitz der Weisheit letzter Schluss ist, eine Dominanz, die sich manchmal daraus ergibt, dass man Bälle über Kurzpässe über vier, fünf Meter weiterspielt. Ballbesitz ohne Torerfolge führt eben nicht zum Erfolg. Dass es auch anders geht, haben die Madrilenen ja trefflich bewiesen. Schnelle, manchmal weite Pässe, die den Raum überbrücken und unter Umständen eine schlecht gestaffelte Abwehr schlecht aussehen lassen, sind nicht unbedingt eine brandneue Erfindung. Auch deutsche Mannschaften haben diesen Stil schon beherrscht. Der Erfolg der Spanier, die ja nicht nur Bayern München sondern auch Borussia Dortmund und Schalke 04 ausgeschaltet haben, zeigt dass dieser Stil mit den richtigen Spielern und den nötigen Ideengebern ausgestattet auch heute erfolgreich sein kann. Nicht muss, denn auch das sollte man nicht vergessen, ein Triple haben die ruhmreichen Spanier bisher noch nicht geschafft. Man darf aber auch nicht vergessen, dass drei der spanischen Treffer aus Standardsituationen entstanden sind, einer nach einem Eckball, zwei aus Freistößen. Was allerdings nicht heißen soll, dass der Sieg unverdient war, denn gewinnen kann nur, wer Tore schießt. Und Torgefahr ging an diesem Abend von den Bayern nun einmal nicht aus.
Genau so falsch ist es sicher dies an Spielern wie Ribéry festmachen zu wollen. Der Franzose wurde ebenso wie Arjen Robben oft mit zwei Spielern gedeckt. Deutlich wurde hingegen, dass auch eine teure Ersatzbank keine Garantie für Erfolge ist. Dennoch, die Bayern jetzt in Bausch und Bogen zu verurteilen, wäre grundfalsch. Sie sind seit langem und mit großem Abstand Deutscher Meister, wurden dies früher als eine andere Mannschaft je zuvor. Sie haben das Pokalendspiel noch vor sich und können auch dieses noch gewinnen. Bayern beendet also die Saison unter den besten vier Mannschaften Europas, ist Deutscher Meister und wird eventuell noch Pokalsieger – im Prinzip also eine ausgesprochen erfolgreiche Saison. In der kommenden Saison spielen die Münchner erneut in der Champions League, in der sie in den vergangenen fünf Jahren immer mindestens das Halbfinale erreicht haben. Das sollte man nicht vergessen.
