SHS – Stahl-Holding-Saar (SHS) übernimmt Liberty Ascoval und Liberty Rail Hayange

Die SHS – Stahl-Holding-Saar (SHS) bestätigt, dass die Übernahme der Gesellschaften Liberty Ascoval (in Saint-Saulve, Département Nord, „Ascoval“) und Liberty Rail Hayange (in Hayange, Département Moselle, „Hayange“) durch SHS von den offiziellen Stellen in Frankreich genehmigt wurde.
Dank der breiten Unterstützung aller beteiligten Parteien und der behördlichen Vertreter, kann mit der genehmigten Übernahme von Ascoval und Hayange ein soziales und industrielles Zukunftskonzept für die französischen Regionen Nord und Moselle umgesetzt werden. SHS stellt dabei die Produktion von europäischem grünen Stahl mit hoher Qualität in den Fokus und ist stolz, dieses Konzept gemeinsam mit den Belegschaften von Ascoval und Hayange
realisieren zu können. Die SHS-Gruppe ist seit dem 17. Jahrhundert mit Frankreich verbunden und unter anderem führend in der Herstellung von Stäben und Draht aus Stahl von hoher Qualität in
Spitzentechnologie. Dabei kann die Gruppe auf die Unterstützung ihres Eigentümers, der Montan-Stiftung-Saar, zählen, die dafür Sorge trägt, dass die Aktivitäten der Unternehmensgruppe mit dem Auftrag der Stiftung, nämlich der Sicherung der saarländischen Stahlindustrie, übereinstimmen.
„Wir sind stolz, dass unser industrielles Konzept für die Übernahme von Ascoval und Hayange genehmigt ist und wir nun mit der Umsetzung starten können. Die Integration der beiden Werke in Frankreich gliedert sich im Hinblick auf Wachstum und Diversifikation nahtlos in unsere Strategie ein. Beide Werke haben ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der SHS-Gruppe und ermöglichen uns die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und die Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit ganz im Sinne unseres laufenden Transformationsprozesses“, erklärt Dr. Karl-Ulrich Köhler, Vorsitzender der Geschäftsführung von SHS.
Das gemeinsame Konzept von SHS, Ascoval und Hayange beruht auf drei Säulen: – Ascoval wird Dreh- und Angelpunkt für die Produktion von grünem Stahl und verbindet Kreislaufwirtschaft mit einer neuen Herstellungstechnologie mit geringen CO2-Emissionen, die von renommierten Kunden anerkannt ist: der Elektro-Lichtbogenofen
ermöglicht die Produktion von Spitzenstahl mit einer CO2-neutralen Bilanz. – Hayange wird zur Schlüsselanlage für die SHS-Gruppe, um die europäische Strategie der ökologischen Mobilitätswende voranzutreiben. Dies erfolgt über die Produktion von
Schienenprodukten, wie sie für die Entwicklung nachhaltiger Mobilitätslösungen unerlässlich sind. – Ascoval und Hayange ihrerseits erhalten Zugang zu neuen Geschäftsfeldern, wie dem Automobilsektor, und mit dem weltweiten Vertriebsnetz der SHS-Gruppe zu neuen geographischen Märkten.
Jonathan Weber, COO und Mitglied der Geschäftsführung von SHS, ergänzt: „Die Allianz von Ascoval, Hayange und Saarstahl innerhalb der SHS-Gruppe eröffnet neue zukunftsweisende Perspektiven durch die gute Ergänzung des jeweiligen Knowhows, der Produktions- und Innovationskapazitäten sowie der kaufmännischen Ausrichtung von jedem Partner. Wir wollen eine rasche und erfolgreiche Integration der neuen Werke innerhalb der SHS-Gruppe erreichen – ganz im Sinne unserer Strategie“.

 

Auswirkungen auf die saarländischen SHS Werke

Die Mitteilung über die Übernahme der beiden französischen Stahlproduzenten hat bei manchen Beschäftigten der saarländischen Stahlwerke gewisse Zukunftsängste ausgelöst. Dies hat Saarinfos zu einigen Rückfragen bei der Pressestelle der SHS veranlasst. Wir haben dazu folgende Ausführungen erhalten:
Die Übernahme der Standorte von Hayange (Schienenproduktion) und von Ascoval (Elektrostahlwerk mit möglicher Herstellung bestimmter Produkte für die Automobilindustrie) hat nicht zur Folge, dass in Dillingen kein Stahl mehr produziert wird. Bei der Integration handelt es sich vielmehr um eine strategisch wichtige Erweiterung/Ergänzung der SHS-Unternehmensgruppe:

Mit dem Werk in Hayange kann die SHS-Gruppe ihr Produktportfolio erweitern und in das Schienengeschäft, das zukunftsweisend für die Entwicklung nachhaltiger Mobilitätslösung ist, einsteigen. Das Werk Ascoval bietet der SHS-Gruppe Zugang zu einer neuen, CO2-armen Produktionstechnik (Elektro-Lichtbogenofen) für die Herstellung bestimmter Produkte für die Automobilindustrie – also ein Verbrauchersegment unter anderen in der SHS-Gruppe. In Ascoval kann Stahl aus Sekundärrohstoffen (Recycling-Stahl) hergestellt und damit die Herstellung von Stahl über die Hochofenroute um eine Technologie ergänzt werden, die bei renommierten Kunden z.B. aus der Automobilindustrie sehr gefragt ist. Hier können wir erste wichtige Erfahrungen mit dieser Technologie sammeln, aber das Elektrostahlwerk Ascoval kann und wird nicht die Stahlproduktion an der Saar abbilden so wie in Ihrer Anfrage gemutmaßt.

Auswirkungen der grünen Transformation

Die SHS-Gruppe steht zu den Klimazielen und will 2045 CO2-neutralen Stahl produzieren. Dieses Ziel ist bis 2045 technologisch erreichbar. Für Stahlunternehmen wie Dillinger und Saarstahl, die derzeit auf der klassischen Hochofenroute produzieren, wird diese technologische Transformation in Stufen ablaufen, weil die Infrastruktur, also die Verfügbarkeit großer Mengen von grünem Strom und Wasserstoff und  auch die eigenen gewaltigen Investitionen geplant, finanziert und umgesetzt werden müssen. Die volle Umrüstung unserer Anlagen auf Elektroofenroute (Anmerkung: andere Dimensionen als der Ofen in Ascoval) oder Direkt-Reduktion erfordern für die Zukunft jedenfalls Milliardeninvestitionen.

Klar ist: Ziel dieser Transformation ist die Zukunftssicherung der Stahlindustrie im Saarland mit der Produktion von CO2-armen Stahl. Auf diesem Weg sind aber noch viele Fragen offen: so muss bis zum Erreichen der Klimaneutralität die Wettbewerbsfähigkeit der konventionellen Technologien abgesichert sein, damit die Transformation zur CO2-neutralen Stahlproduktion überhaupt gelingen kann. Europäische und nationale Förderprogramme müssen mit ausreichenden Mitteln ausgestattet und untereinander kombinierbar sein. Damit wir langfristige Planungssicherheit bekommen, müssen staatliche Förderzusagen haushalts-unabhängig für die gesamte Projektlaufzeit verbindlich zugesichert werden. Die langfristigen Bedingungen auf Bundes- und EU-Ebene müssen spätestens 2022 feststehen, dann können wir mit der weiteren Transformation inkl. der zukünftig geplanten Errichtung von DRI-Anlagen und nachgeschalteter Elektroöfen konkret in die Umsetzung gehen.
Welche Auswirkungen die finale grüne Transformation/Technologische Umrüstung auf die heutigen Personalzahlen hat, kann aus heutiger Sicht nicht gesagt werden.

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