Zum Jahreswechsel hätte niemand mehr einen Pfifferling auf die Royals gesetzt. Am Ende landeten sie doch noch auf Rang 10. Und das heißt, dass sie, selbst wenn es in dieser Saison Absteiger gegeben hätte, hätten sie genau einen Platz vor den Abstiegsrängen gelegen. Und man ist ja bescheiden geworden: man wertet dies als einen Erfolg. Was es letzten Endes ja auch war. Denn bereits im Jahr zuvor lag man auf einem Abstiegsplatz – wegen Corona stieg niemand ab. Und auch im Jahr davor lag man auf einem Abstiegsplatz und hielt die Klasse nur dadurch, dass Braunschweig verzichtete. In beiden Fällen hieß der Trainer Marc Hahnemann. Dem jungen und unerfahrenen jungen Mann wollte man trotz warnender Stimmen noch ein drittes Mal eine Chance geben. Und das ging beinahe gründlich daneben. Es fehlte nicht nur die Erfahrung, obendrein wurde ein Kader zusammengestellt, der in der 1. Liga kaum Überlebenschancen hatte. Gegen Ende 2020 reichte es dem Vorstand, er zog die Reißleine und beendete das Experiment. Der Zufall wollte es, dass sich einige an den Nachfolger des erfolgreichsten Trainers den die Royals je hatten, René Spandauw erinnerten, an den Litauer Valios Vadopalas. Vadopalas, mittlerweile 66 Jahre alt und Rentner, war zufällig greifbar und nur zu gerne bereit das Rentnerdasein mit aktiver Tätigkeit wieder zu beenden. Man erinnere sich, er hatte im Jahr nach Spandauw die deutsche Vizemeisterschaft errungen – und wurde danach entlassen. Zunächst sollte er Hahnemann bei seiner Arbeit unterstützen, doch das funktionierte offenbar nicht, so kam man schnell überein, dem Litauer die Stelle als Cheftrainer zu übertragen. Nächster Schritt war eine teilweise Runderneuerung des Kaders, einige weniger erfolgreiche Spielerinnen wurden ausgetauscht gegen Spielerinnen, die Erstliganiveau hatten. Allerdings war die neuformierte Mannschaft nicht eingespielt, neue Aufgabenverteilungen mussten erprobt werden. Deshalb waren auch die ersten Spiele unter den neuen Trainer noch nicht so erfolgreich. Trotzdem hörte man von den Kommentatoren bei den Liveübertragungen bei Sport TV viel Positives und auch die Überzeugung „am Ende werden die Royals es schaffen“ – zu dieser Zeit stand es noch nicht fest, dass es keine Absteiger geben wird. Und wie oben erwähnt, die Prognosen waren richtig.
Ausgeglichenes Spiel
Im letzten Spiel der Saison – die Saison geht nur für die acht bestpalzierten Mannschaften mit den Playoffs weiter – kamen die Flippo Baskets aus Göttingen nach Saarlouis. Diese lagen vor dem Spiel knapp auf dem vierten Rang, was für die Playoffs ein kleiner Vorteil ist, denn dann hat man in ersten Spiel Heimrecht und auch im evtl. erforderlichen 3. Spiel. Grund genug also den Sieg anzustreben. Die Royals hatten natürlich etwas dagegen, denn sie wollten zeigen wozu sie fähig gewesen wären, wenn die erste Hälfte der Saison besser verlaufen wäre. Genug Grund also, ein spannendes Spiel zu erwarten. So kam es denn auch.
In der Anfangsphase waren die Royals zunächst etwas aktiver und gingen dank einer gut aufgelegten Addison Richards, die die Veilchen nie in den Griff bekamen mit 15:7 in Führung. Doch sie steigerten sich und beendeten das erste Viertel mit 18:18. Auch im zweiten Viertel gab es ein über weite Strecken ausgeglichenes Spiel mit wechselnder Führung, die die Gastmannschaft in der 17. Minute mit 39:31 in Führung sah. Ein 10:0 Lauf der Royals, bedeutete praktisch mit dem Pausenpfiff durch einen Treffer von Claudija Perisa die 39:41 Pausenführung der Royals.
Auch im dritten Viertel verlief das Spiel weiterhin ausgeglichen, auch wenn auf Göttinger Seite jetzt die kroatische Nationalspielerin Ivana Blasevic besser ins Spiel kam. Bei den Royals hatte Kellindra Zakery jetzt ihre stärkste Phase war dank ihrer physischen Präsenz oft nur schwer zu stoppen. Besonders glänzte, das gilt aber für dieses Spiel Brittany Brown, die in jeder Phase präsent war und immer wieder ihre Gegenspielerinnen düpieren konnte. Am Ende des dritten Viertels war der Vorsprung immer noch bescheiden, die Royals führten jetzt mit 64:60. Die endgültige Entscheidung musste also im letzten Viertel fallen. Als die Royals nach dem fünften persönlichen Foul von Claudija Perisa auf eine Zonenverteidigung umstellten, bekamen die Veilchen einige Probleme, hielten aber trotzdem das Spiel offen, vergaben aber in der letzten Minute beim Stand von 78:74 noch Treffer Chancen, so dass Andrea Andelŏva mit Wurf zum 81:74 den Schlusspunkt hinter ein aufregende Saison setzen konnte.
Erfolgreichste Werferinnen:
Royals: Addison Richards 25 Punkte, Britanny Brown 19 Punkte, 9 Rebounds, Kellindra Zakery 14 Punkte.
Göttingen: Ivana Blazevic: 23 Punkte, Samantha Roscoe: 19 Punkte
Schlussbemerkung: Diese Saison, vor allem die zweite Hälfte der Saison hat gezeigt, dass man für die 1. Liga einen Trainer mit einem gewissen Standing braucht. Sie hat weiterhin gezeigt, dass man, wenn man dort bestehen will, Spielerinnen benötigt, die gewisse Klasse mitbringen. Ebenso deutlich wurde, dass eine Mannschaft zusammenwachsen muss und zwar über einen längeren Zeitraum. Fast alle erfolgreichen Mannschaften der Liga behalten einen gewissen Stamm an hochklassigen Spielerinnen über einen längeren Zeitraum. Wasserburg, Keltern, Herne beweisen das immer wieder. Das sollte für die Royals bedeuten, dass man versuchen sollte, Spielerinnen wie Britanny Brown, Addison Richards, Chelsea Walters, Claudija Perisa, Kellindra Zakery und vielleicht auch die Andelŏva Schwestern längerfristig an den Verein zu binden. Zur Trainerfrage, da hat man ja Interesse an der Weiterbeschäftigung von Saulius Vadopalas bekundet. Bei ihm sollte man aber sein Alter bedenken und vielleicht auch seine eingeschränkten Sprachkenntnisse. Wenn man diese Dinge berücksichtigt steht einer erfolgreichen Saison 2021/22 mit einer Platzierung im oberen Tabellenviertel nichts im Weg.
Am Ende aber: herzlichen Glückwunsch und Ende gut, alles gut!