Zum Jahresbeginn hoch hinaus

Das Neujahrsspringen: Spektakulär und spannend – Die Weltmeister waren noch nicht in Topform

Merzig. Fliegende Männer mit langen Brettern an den Füßen sind um diese Jahreszeit nicht extrem ungewöhnlich, schließlich gibt es die Vierschanzentournee bereits seit über 90 Jahren. 7903Fliegende Männer im Zeltpalast hingegen ist etwas Brandneues, deutschlandweit. Fliegende Männer, die mit Hilfe eines Stabes weit in die Höhe steigen um eine Latte zu überqueren, Stabhochspringer also, die um die Jahreswende herum in einem riesigen Zelt ihrem Sport nachgehen hingegen, sind in der Tat neu. Genauer gesagt, sie taten es zum ersten Mal im Merziger Zeltpalast beim Neujahrsspringen. Dort, wo ansonsten, Opern, Operetten, Musicals und dergleichen über die Bühne gehen, traten diesmal neun Stabhochspringer der Extraklasse an, darunter der amtierende Weltmeister Ralf Holzdeppe und sein Vorgänger Pawel Wojciechowski aus Polen.
Annähernd 800 Zuschauerwaren in das Zelt gekommen, um dem außergewöhnlichen Ereignis beizuwohnen. Begrüßt wurden sie von Landrätin Daniela Schlegel Friedrich, die neben anderen Besuchern die beiden Ministerinnen Monika Bachmann (Soziales) und Anke Rehlinger (Wirtschaft), Saartoto-Geschäftsführer Michael Burkert, und den Ehrenvorsitzendes des Saarsports Gerd Meyer begrüßte, erklärte „7928diese Veranstaltung ist etwas Besonderes für die Sportregion Merzig-Wadern. Eine solche Veranstaltung fand noch nie statt und ist bisher einzigartig in Deutschland“. Bürgermeister Marcus Hoffeld erklärte das Neujahrsspringen sei neben vielen weiteren Sportevents ein weiteres sportliches Highlight. Er sagte „Nicht nur auf der Olympiaschanze in Garmisch gibt es herausragende Sprungleistungen, sondern auch in der Sportstadt Merzig“. Das Neujahrsspringen sei eine gemeinsame Veranstaltung der Stadt Merzig und des Landkreises Merzig und fügte hinzu „dies wird nicht die letzte gemeinsame Veranstaltung sein“. Den zahlreichen Sponsoren dankte er für ihre Bereitschaft das Risiko mitzutragen.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Wolf Porz von der Lokalredaktion der Saarbrücker Zeitung und von der ZDF-Sportredakteurin Anja Fröhlich.
Mit angereist war der Silbermedaillengewinner der olympischen Spiele in London 2012, Björn Otto. Der erfolgreiche Stabhochspringer, der mit 6.01 m den deutschen Rekord im Freien hält, ist nach langer Verletzungspause noch nicht in der Lage Wettkämpfe zu bestreiten, war jedoch für Anja Fröhlich ein kompetenter Gesprächspartner, der den Besuchern viel Wissenswertes vermitteln kon7968nte.
Im Zeltpalast selbst hatte man die Bühne in der Mitte halbiert, um so eine längere Anlaufstrecke zu ermöglichen . Die so erreichten 35 Meter entsprachen zwar nicht der Strecke im Freien, sollten aber nach Ansicht der Springer eine zu diesem Zeitpunkt der Saison erwartbare Leistung zulassen. Auch das Publikum, das solche sportlichen Entscheidungen im Stadion oft nur aus größerer Entfernung miterleben kann, war von dem hautnahen Erlebnis begeistert und wurde zudem zwischen den einzelnen Sprüngen von den Athleten oder durch fachkundige Mitteilungen Björn Ottos stets informiert. Es entstand so eine Atmosphäre von der Gerd Meyer sagte „das Neujahrsspringen war eine sensationelle Idee und zwar eine sensationell gute“.
Die Springer starteten mit 4,80 Meter, eine Höhe, die alle schafften oder aber noch gar nicht in das Geschehen eingriffen. Bei der nächsten Sprunghöhe, 5,00 Meter war dann allerdings für Jonas Efferoth (Bayer Leverkusen) und für Tom Konrad (Bayer Leverkusen) allerdings der Wettkampf bereits zu Ende. Alle anderen Springer 7982überwanden diese Höhe. Bei der nächsten Sprunghöhe, 5.20 Meter – man stelle sich vor bei einem Mehrfamilienhaus wäre das bereits die zweite Etage – schieden dann Hendrik Gruber (Bayer Leverkusen) und der Weltmeister von 2011 Pawel Wojciechowski (Polen) aus. Die folgende Sprunghöhe, 5,30 Meter, bedeutete dann auch das Aus für den amtierenden Weltmeister Ralf Holzdeppe (LAZ Zweibrücken), der dies damit begründete, dass er nach einigen Blessuren im zurückliegenden Jahr und dem gerade erst begonnenen Training noch nicht fit genug sei für weitere Höhen. Auch die 5,20 Meter im Zeltpalast habe er nur durch die Unterstützung des „fantastischen Merziger Publikums“ erzielt. 5.30 Meter waren an diesem Tag auch für Tobias Scherbath (Bayer Leverkusen) zu hoch.
Über 5,40 Meter waren dann noch drei Springer im Wettbewerb: Clemens Daniel (LAZ Zweibrücken), der bis dahin erst einen Fehlversuch hatte und Piotr Lisek (Polen), der die 5,20 und die 5,30 spielend überwunden hatte. Beide scheiterten an der Höhe 5.40. Letzter Mann im Wettbewerb war Karsten Dilla (Bayer Leverkusen), der es bei den beiden Sprunghöhen zuvor bereits spannend gemacht hatte und sie jeweils erst im dritten Versuch gemeistert hatte. Allerdings hatte er bereits nach den übersprungenen 5,20 Meter verkündet, er wolle immer gewinnen, auch an diesem Tag. Er sorgte weiter für Karsten Dilla gewinnt Neujahrspringen 8004Spannung, aber er schaffte auch die 5,40 im dritten Versuch – der Wettbewerb war gewonnen. Natürlich versuchte er noch die nächste Höhe, aber die 5,50 Meter waren an diesem Tag, vielleicht auch weil jetzt die Konkurrenz fehlte, nicht zu überwinden.
Die nachfolgende Siegerehrung nahmen Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich und Bürgermeister Marcus Hoffeld, gemeinsam mit Monika Bachmann und Anke Rehlinger vor.
Bereits zu Beginn der Veranstaltung hatte die mittlerweile weithin bekannte Akrobatik Gruppe „Magic Artists“, die vor 10 Jahren ihre Bilderbuchkarriere im Zeltpalast gestartet hatte, für einen wahrhaft feurigen Auftakt gesorgt. Die Gruppe setzte nach der Siegerehrung mit einem weiteren spektakulären Auftritt den beifallumrauschten Schlusspunkt unter eine Veranstaltung, die ersten vorsichtigen Äußerungen zufolge 2016 eine Fortsetzung haben soll.

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