Pachten. Eigentlich ist das Schweinskäs-Essen in Pachten eine gut besuchte Traditionsveranstaltung, bei der sich Dillinger Sozialdemokraten und Gäste zum Neujahrsempfang treffen, um dabei nach einigen deftigen Worten zur Politik deftigen Schweinskäs (für Unkundige: Sülze!) zu vertilgen, Unterhaltung zu genießen, Freunde zu treffen und mit etwas Glück einen Gewinn von einer reichhaltigen Tombola mitzunehmen.
All das traf auch in diesem Jahr zu. Das und noch ein bisschen mehr. Denn in diesem Jahr standen zwei außergewöhnliche Dinge auf dem Tableau: zum einen war es die unmittelbar bevorstehende Landratswahl – das war nicht neu und eigentlich in die Veranstaltung eingeplant. Zum anderen – und das war ganz kurzfristig hinzugekommen – das Ende der Sondierungsgespräche mit der CDU zur kurzfristigen Bildung einer großen Koalition, die am Vortag gescheitert waren. Diese Dinge führten dazu, dass aus der normalerweise gut besuchten Veranstaltung eine besonders gut besuchte Veranstaltung wurde mit zahlreichen Gästen aus der Politik, darunter SPD Landeschef Heiko Maas, Oberbürgermeister Dr. Alfons Lauer aus Merzig, fast alle SPD Bürgermeister aus dem gesamten Kreis Saarlouis, Europaabgeordneter Jo Leinen, SPG-Generalsekretär Reinhold Jost, AWO Kreisvorsitzender Ottmar Meier, der Betriebsratsvorsitzende der Dillinger Hütte, Roman Selgrath.
Reinhold Jost hieß die Gäste willkommen – auch dies ein Novum. Heiko Maas eröffnete seine Rede mit der Feststellung, eigentlich sei es sein Plan gewesen mit der Teilnahme am Schweinskäs-Essen die Wahl Patrik Lauers zum neuen Saarlouiser Landrat sowie die Wahl Udo Luxemburgers zum neuen Ensdorfer Bürgermeister zu unterstützen, nun stehe er selbst im Wahlkampf. In einer Rückblende auf die Sondierungsgespräche mit der CDU betonte er, man habe es sich nicht einfach gemacht. Es habe viele Gründe gegeben für eine schnelle Lösung, denn das Jahr 2012 sei ein schwieriges Jahr. Die Eurokrise könne zum Verlust von Hunderten von Arbeitsplätzen führen. Deshalb sei eine schnelle Handlungsfähigkeit der Landesregierung notwendig. In zahlreichen intensiven Gesprächen habe man versucht ein Höchstmaß an Gemeinsamkeiten zu finden. Dies sei nicht gelungen. Da die existenziellen Probleme eine stabile Regierung erforderten, die über fünf Jahre lang diese Probleme zielgerichtet angehe, sei man zu dem Schluss gelangt, dass Neuwahlen die beste Lösung seien, weil dann eine stabile Mehrheit diese Problemlösungen angehen könne.
Nach 12 Jahren CDU geführter Regierungen habe die Bevölkerung das Vertrauen in diese verloren. Die Menschen an der Saar hätten „die Nase voll“ von Selbstversorgungsorgien, von der Schaffung unzähliger Stellen, darunter auch Minister und Staatssekretäre, während man gleichzeitig dem Bürger mitteile, er müsse den Gürtel enger schnallen.
Maas schilderte die Punkte, bei denen man mit der CDU keine Einigung habe erzielen können. Dazu gehören der Mindestlohn, denn „wer gute Arbeit leistet, muss dafür so entlohnt werden, dass er davon leben kann“. Leiharbeitsverhältnisse seinen geschaffen worden, um kurzfristige, außergewöhnliche Aufträge kurzfristig erledigen zu können. Sie seien nicht geschaffen worden, um die Stammbelegschaft auszudünnen. Leiharbeit mache die Arbeitnehmer zu den Wanderarbeitern des 21. Jahrhunderts. Eine SPD geführte Landesregierung werde sich verstärkt für das Tariftreuegesetz einsetzen, um damit auch regionale Unternehmen besser zu unterstützen und regionale Arbeitsplätze zu sichern.
Bildung, das sei eigentliche soziale Frage des 21. Jahrhunderts. Deshalb sei es erforderlich Bildungsgerechtigkeit zu schaffen. Es gehe nicht an, dass die Defizite im Bildungssystem durch Nachhilfeunterricht kompensiert werden, den sich weniger wohlhabende Eltern nicht leiste können. Auch Landratskandidat Patrik Lauer betonte, die Bedeutung der Bildung. Er werde sich als Landrat dafür einsetzen, dass es in jeder der Gemeinden des Kreises zumindest eine „echte“ Ganztagsschule gebe. Nur eine pädagogische Betreuung am Nachmittag gewähre eine ausreichende Betreuung der Schüler. Stärker will er sich für die immer älter werdende Bevölkerung einsetzen. Unter Landrat Peter Winter sei die „Leitstelle älter werden“ mit Michael Heck an der Spitze gegründet worden. Diese habe bundesweit Aufmerksamkeit erregt. Nach dem frühen Tod von Michael Heck sei nach dem Ende der Amtszeit von Peter Winter diese Leitstelle kaum noch in Erscheinung getreten. Patrik lauer möchte sie wieder aktivieren.
Der Exodus, die Abwanderung junger Menschen aus dem Landkreis und aus dem Land müsse gestoppt werden. Eine mögliche Maßnahme dafür sei die Ansiedlung einer Hochschulfakultät im Kreis Saarlouis, die junge Menschen veranlassen könne hier zu bleiben, zumal der Landkreis Saarlouis mit der Dillinger Hütte und den Fordwerken zwei Filetstücke saarländischer Industrie vorweisen könne.
Ein weiteres Ziel Lauers ist es aus dem Landkreis Saarlouis einen Null-Emissions Landkreis zu machen, in dem Energie bezahlbar ist. Unter ihm soll es kein „Weiter so“ geben. Stattdessen will er an die erfolgreiche Politik des früheren Landrates Dr. Peter Winter anknüpfen und den Landkreis Saarlouis nach vorne bringen und wieder an die Spitze der saarländischen Landkreise führen.
Patrik Lauer betonte, ein gutes Ergebnis, ein Sieg bei der Landratswahl sei ein Pass auf Heiko Maas, vielleicht ein entscheidendes Zeichen für die Landtagswahl.
Alle Redner des Abends forderten die Besucher auf, am Sonntag zur Wahl zu gehen und möglichst viele Verwandte, Freunde und Bekannte zu veranlassen, ihr demokratisches Wahlrecht ernst zu nehmen.
Nach den Reden hatte einer der Stars, falsch der Star des Abends seinen Auftritt: der Schweinskäs wurde serviert. Rund 800 Portionen hatten Männer und Frauen vom „Schweinskäs-Team“ unter der Leitung von „Chefkoch“ Hans Walter Plewka produziert, dabei unter anderem 50 Kilo Rindfleisch, 40 Kilo Eisbein verarbeitet, die nach Plewka’schen Geheimrezept gewürzt wurden.
Im Anschluss an das Essen sorgte dann der 22jährige Magier Maxim Maurice mit erstaunlicher Fingerfertigkeit, dafür dass die Besucher bezaubert wurden. Das Musikduo „Langer Mütze“ sorgte für musikalische Unterhaltung. Den Abschluss bildete wie in jedem Jahr die gut bestückte Tombola, die vielerlei Gewinne bereit hielt.