Im Rahmen des 90. Geburtstages der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgesellschaft (GBS) in Saarlouis wurde kürzlich das Projekt Wohngemeinschaft „Wohntraum“ vorgestellt. Hier sollen zukünftig Erwachsene mit Handicap das gemeinsame selbstbestimmte Leben erlernen und ambulant betreut werden.
Der Geschäftsführer der GBS, Knut Kempeni, begrüßte die Gäste zur Vorstellung des Projektes in einem Rohbau in der Herrenstraße im Stadtteil Roden. In diesem Gebäude wird die Wohngemeinschaft „Wohntraum“ entstehen. „Uns ging es darum Lücken zu schließen, im baulichen Sinne sowie auch im Engagement für die Inklusion.“, sagte Kempeni. Als die Steuerungsgruppe mit der Idee der WG auf ihn zukam zögerte er nicht lange und machte sich auf die Suche nach einem passenden Objekt für das Vorhaben. In der Herrenstraße in Roden sollte ein Neubau entstehen. Darin sah man das Potential dem „Wohntraum“ für die Erwachsenen mit Handicap die entsprechenden Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Das ursprüngliche Objekt Herrenstraße wurde also umgeplant und an die Bedürfnisse einer Wohngemeinschaft angepasst. So entstanden 340 Quadratmeter, verteilt auf Erdgeschoss und erstes Obergeschoss, die komplett barrierefrei zu nutzen sind. Ein großes Augenmerk lag darauf, Möglichkeiten zu finden, die den Bewohnern das Leben erleichtern. Insgesamt sechs Erwachsene werden in die Wohngemeinschaft einziehen.
Landrat Patrik Lauer bewunderte den mutigen Schritt der Angehörigen, sich der Frage zu stellen was mit ihren Kindern oder Geschwistern passiert, wenn sie einmal nicht mehr an deren Seite stehen und ihnen in ihrem alltäglichen Leben helfen können. „Das ist gelebte Inklusion!“, betonte Lauer. Man hatte keine Richtwerte, nie zuvor hatte man solch ein Projekt durchgeführt. Es lag besondere Verantwortung in der Erstellung des Konzeptes und bei der Überlegung wie diese Wohngruppe betreut werden und funktionieren kann.
Diesen Worten schlossen sich auch der Oberbürgermeister der Stadt Saarlouis, Peter Demmer, und die Inklusionsbeauftragte des Landes, Kerstin Schikora an. Diese Zusammenarbeit gilt schon jetzt als Paradebeispiel dafür wie Menschen mit Behinderung zusammen und selbstbestimmt leben können.
Zum Abschluss der Veranstaltung schilderten die Familien der zukünftigen Bewohner ihren Werdegang und die Erfahrungen die sie bei der Umsetzung des Projektes machen durften. „ Die Zeiten waren nicht immer leicht und es hat uns viele Nerven gekostet, aber wir haben Durchhaltevermögen bewiesen. Heute stehen wir hier und es hat sich alles gelohnt.“, sagte Monika Gessinger. Nach der Idee folgte die Erarbeitung des Konzeptes, danach die Behördengänge, die Suche nach Kooperationspartnern und schließlich auch den passenden Räumlichkeiten. Ein besonderer Dank der Familien ging an alle Unterstützer und Kooperationspartner wie die Stadt und den Landkreis Saarlouis, die GBS, das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie und die St. Hildegardis gGmbH, die die ambulante Betreuung der Bewohner übernehmen wird. „Unsere Kinder/Geschwister werden zwar ihre Adresse ändern, können jedoch ihrem gewohnten Leben nachgehen. Dazu gehören Dinge wie die Therapien bei den Logopäden oder Physiotherapeuten, der Gang zum bekannten Friseur und die Ausübung der geliebten Hobbys.“, schilderte Gessinger. Der Name „Wohntraum“ wurde ebenfalls von der Steuerungsgruppe ausgesucht. Zum ersten Mal wurde solch ein bauliches Projekt mit der Hilfe des Sozial- und Innenministerium vom Ministerium für öffentlichen Wohnungsbau gefördert. Förderungen für die ambulante Betreuung werden über das „trägerübergreifende persönliche Budget“ geregelt. Die Familien und zukünftigen Bewohner waren sich einig: „Wir freuen uns drauf!“