Dillingen/Saarlouis/Saarwellingen. Das Saarland ist fest in Narrenhand, vermelden unsere Korrespondenten aus allen Teilen des Landes. Die Narrenscharen nutzten das trockenkalte aber sonnige Winterwetter allenthalben ihre Truppen gegen die Rathäuser in Bewegung zu setzen und die Stadtoberhäupter abzusetzen.
In Dillingen hatte sich das Stadtoberhaupt den Tarnnamen „Don Francesco Giuseppe Monte“ zugelegt und sich nach Chicago begeben, um sich mit dem berühmt-berüchtigten Al Capone zu verbünden. Al Capone soll das Glückspiel beherrschen und stets von schönen Frauen umgeben sein. Diese Eigenschaften sollten auch Don Francesco Giuseppe helfen. Daneben sicherte er sich die Unterstützung von etlichen Unterweltlern. Allein es half nichts, die vereinten Dillingen Narren nahmen das Rathaus im Sturm und setzten den Bürgermeister trotz aller Abwehrversuche fest und verbannten ihn in den fahrbaren Stadtkarzer, in dem er im Triumphzug durch die Stadtgeführt wurde.
Dem Zug angeschlossen hatten sich 31 Wagen, Musikkapellen und Fußgruppen aus der Region. Darunter weilte das Dillinger Dschungelcamp ebenso wie das Piratenschiff aus der Partnerstadt Creutzwald oder der Prinzenwagen aus Beckingen. Auch ein Gefängniswagen für Falschparker und Raucher hatte sich eingereiht. In einer Fußgruppe fand man neben Turnolympiasieger Sergey Charkov in der Gruppe der Philip Schmidt Schule zahlreiche verschiedene unterschiedliche Themen, die phantasievoll dargestellt waren. Der Zug schlängelte sich durch die Innenstadt, vorbei an zahlreichen gut gelaunten Besuchern bis in die Römerhalle, wo dann eine fetzige Party stattfand.
Auch die Saarlouiser Führungsspitze hatte keine Chance
In Saarlouis hatten sich die Karnevalsvereine der Kreisstadt mit ihren Garden und Vorständen am Kleinen Markt versammelt und zogen von dort vor das Rathaus. Lautstark forderten sie den Oberbürgermeister auf die Festung zu räumen. Natürlich weigerten sich Oberbürgermeister Roland Henz und Bürgermeisterin Marion Jost ihre Macht abzugeben und verkündeten, dass sie von dem Angriff in Kenntnis gesetzt waren und sich deshalb Verstärkung beschafft hätten. Unter Regie von Hans Werner Strauss, der den Angriff auf das „Schlafhaus“ organisiert hatte, erhoben die Vertreter der Karnevalsvereine ihre Forderungen, doch Oberbürgermeister Henz ließ sein Artillerie antworten, die allerdings nicht sehr treffsicher war. Aber erst als Stadtprinz Jürgen I. begleitet von seiner Prinzessin Mirjam I. die Heerscharen umfassende Streitmacht der Narren vorstellte und sich die Narrenschar auch nicht durch den Hinweis auf leere Kassen abweisen ließ, gaben die Herrscher der Stadt klein bei und ließen die Angreifer ins Rathaus, wo dann eine allgemeine Verbrüderung einsetzte.
Auch im Saarwellinger Schloss residieren jetzt die Narren
In Saarwellingen haben die Greesen seit über 400 Jahren über die Fastnachtstage die Macht. Aber natürlich rückt die der Bürgermeister nicht freiwillig heraus. Auch hier mussten erst die vereinten Narrenscharen, die Greesen und die Karnevalsgesellschaften unter der Leitung von Prinz Torsten II. vom Geschlecht der Blaulichtorden und von Prinzessin Marie I. aus der Käuersbach einen Angriff starten. Bürgermeister Mike Philippi war jedoch rechtzeitig über die Pläne informiert worden und hatte ein Abwehrbollwerk entworfen, das ihn schützen sollte. Er wies darauf hin, dass die Kassen ohnehin leer seien und es daher also keinen Grund gebe das Rathaus zu stürmen. Die Karnevalisten meinten jedoch für ein paar Bier oder Wein, für ein wenig Tanz und ein paar Küsschen müsse das vorhandene Geld in jedem Fall reichen. Ihrem Sturm konnte dann auch das neue Bürgermeisterbollwerk nicht standhalten, die Narren stürmten das Schloss, der Bürgermeister wurde gefangen genommen und zur Bühne verbracht, wo er dann die Rathausschlüssel aushändigen musste, nicht ohne darauf hinzuweisen, „aber nur bis zum Aschermittwoch“.
Das Prinzenpaar kündigte dann Unterhaltung und Frohsinn für die bevorstehenden tollen Tage an und Prinz Torsten gab den Startschuss zum ebenso traditionellen wie auch grandiosen Feuerwerk – und eine lange Nacht begann.
Auch in den übrigen saarländischen Städten und Gemeinden wurde die Macht der Oberhäupter gebrochen – das Saarland wird demgemäß derzeit närrisch regiert.