Meinung: Demokratie heißt, alle Macht geht vom Volk aus

Heute ist es also so weit, in Berlin wird der nächste Versuch gestartet, eine de facto Abstimmung der Bürger zu unterlaufen: man will beraten, wie man dem Bürger den ungeliebten sogenannten Biosprit schmackhaft machen kann. Es steht zu befürchten, dass weitere Zwangsmaßnahmen angekündigt werden. Alle Macht geht vom Volk aus – so definiert man doch Demokratie. Volksvertreter sind gewählt, um den Willen des Volkes umzusetzen. Wenn 70, 80 % des Volkes sich, aus welchem Grund auch immer, gegen eine Sache entscheiden, müsste bei jedem Volksvertreter ein ganzes Bündel von Lampen aufleuchten. Insbesondere müsste er dann, wenn es sich um eine umstrittene Sache wie den E 10 Sprit geht, extrem hellhörig werden. Wenn dabei die Gefahr besteht, dass Eigentum vernichtet wird, müsste es vornehmste Aufgabe der Volksvertreter sein, eben dieses zu verhindern. Auch dann, wenn diese Gefahr umstritten ist. Wer fährt denn ältere Autos, die das Teufelszeug nicht vertragen? Doch sicher der weniger wohlhabende Teil der Bevölkerung, der sich kein neueres Fahrzeug leisten kann. Diesen Menschen den Rat zu geben, dann nutze doch einfach das teurere Benzin, grenzt an Infamie ebenso wie der Ratschlag auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.
Doch es ist wegen fehlender Langzeitversuche ja auch nicht sicher, dass jüngere Fahrzeuge über einen längeren Zeitraum das Zeug schadlos verwenden können. Zumindest sind Zweifel angesagt.
Der angestrebte Nutzen ist aufgrund des Mehrverbrauchs ebenfalls fragwürdig. Dass sich die CO2 Bilanz durch E 10 verbessert, wird von einer zunehmenden Zahl von Wissenschaftlern in Frage gestellt. Hinzu kommt, dass Mehrverbrauch auch Mehrkosten bedeutet. Eine wachsende Weltbevölkerung, deren Ernährung in einem überschaubaren zeitlichen Rahmen immer schwieriger bis nahezu unmöglich wird, macht es unabdingbar notwendig, jede Fläche auf der der Anbau von Nahrungsmitteln möglich ist, auch für diesen Zweck zu nutzen. Es kann nicht angehen, dass man die Rechthaberei einiger Politiker mit Brachialgewalt und gegen den erklärten Willen der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung durchzusetzen versucht, während gleichzeitig täglich Tausende verhungern.
Gleichzeitig lässt sich die Gefahr, dass Regenwälder weiterhin abgeholzt werden, um Anbauflächen für E 10 zu schaffen, nicht leugnen. Die daraus resultierende Gefahr bedeutet Klimawandel, also genau das, was man mit E 10 angeblich verhindern möchte.
Es gibt also zahlreiche Gründe E10 vom Markt zu nehmen. Einzige vertretbare Alternative wäre es, E 10 als Nischenprodukt auf dem Markt zu belassen und es dem mündigen Bürger zu überlassen, welche Entscheidung er trifft. Diese Entscheidung kann natürlich eines Tages auch zu Gunsten dieses Treibstoffes getroffen werden, wenn alle Zweifel ausgeräumt sind und sich der Bürger freiwillig und ohne jeglichen Druck dafür entscheidet.

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