Handlungsbedarf bei Altersarmut
Das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie hat den ersten saarländischen Armuts- und Reichtumsbericht vorgelegt. „Die Erstellung eines Armuts- und Reichtumsberichts für das Saarland war unserem Ministerium ein wichtiges Anliegen“, sagte Sozialministerin Monika Bachmann bei der Vorstellung der Ergebnisse. „Damit haben wir zum ersten Mal valide Daten, auf deren Grundlage wir nun gemeinsam Handlungskonzepte und Strategien für unser Land entwickeln können, wie Armut in Zukunft verhindert werden kann. Dies ist eine Aufgabe, die nur von allen Akteuren gemeinsam, Politik und Gesellschaft, gestemmt werden kann.“
Der Bericht wurde 2014 beim Institut INIFES in Auftrag gegeben. Er wurde aufbauend auf den Ergebnissen der vorangegangenen Bürgerforen und auf aktuellen Daten unter der Leitung von Prof. Dr. Ernst Kistler gemeinsam mit Dr. Jürgen Faik erstellt. Schwerpunkte der Untersuchung waren die Lebenslage Älterer und diejenige von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
„Der Bericht vermittelt uns wichtige Erkenntnisse für das Saarland“, führte Die Ministerin aus. „Die Armutsrisikoquote ist im Saarland niedriger als beispielsweise bei unserem Nachbarn Rheinland-Pfalz oder in Nordrhein-Westfalen, und das Saarland weist eine etwas moderatere Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen auf im Vergleich zu Westdeutschland“, sagte Bachmann. „Hier steht das Saarland vergleichsweise gut da und von einem negativen Zusammenhang zwischen ungleicher werdender Verteilung und sozialem Zusammenhalt kann hier eigentlich nicht gesprochen werden. Noch dazu ist die Vereinsdichte im Saarland höher als in allen anderen Bundesländern, und der Anteil der freiwillig Engagierten ist im Saarland ebenfalls höher als im gesamtdeutschen Durchschnitt. Hier gibt es sogar einem leichten Anstieg zwischen 1999 und 2009.“
Risiko Altersarmut wächst
Kritisch sei allerdings, dass das Risiko Altersarmut im Saarland weiter steige. „Dies hängt insbesondere mit der geringer werdenden Bedeutung der Knappschaftsrenten und der vergleichsweise geringeren Berufstätigkeit der Frauen zusammen“, sagte die Ministerin. Hier sind wir gefordert, die Rahmenbedingungen noch weiter zu verbessern. In diesem Zusammenhang komme man sicherlich auch nicht um eine erneute Diskussion herum, wie man die gesetzliche Rentenversicherung stärken könne.
Alleinerziehende haben besonders hohes Armutsrisiko
Eine weitere wichtige Information seien die Zahlen zu den Alleinerziehenden. Zwar habe man bereits den Steuerfreibetrag in diesem Jahr für diese Bevölkerungsgruppe um 600 Euro erhöht, aber dennoch forderten die Zahlen aus dem Bericht, ein weiteres genaues Hinsehen, so die Ministerin. „Wir dürfen nicht aufhören, tätig zu werden.“
Personen in Alleinerziehendenhaushalten im Saarland weisen demnach ein besonders hohes Armutsrisiko auf (2013: 39% im Saarland). Unter den Vergleichsbundesländern ist dies aber der niedrigste Wert (Rheinland-Pfalz 50,6%, Hessen 41,5%, Nordrhein-Westfalen 42,5%, Schleswig-Holstein 50,9%) und er liegt auch deutlich unter dem Wert für Westdeutschland (44,6%). „Dennoch müssen wir weiter dafür sorgen, Alleinerziehenden in Arbeit und Beruf zu bringen und die Betreuungssituation anzupassen“, erklärte Bachmann und betonte „Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, die Frauen im Saarland in Arbeit zu bringen.“
Soziale Gerechtigkeit und soziale Teilhabe seien für die Saarländische Landesregierung wichtige Grundlagen der gemeinsamen Arbeit. „Wir wollen eine Gesellschaft mit menschlichem Gesicht“, erklärte die Ministerin „in der niemand zurückgelassen wird. Wir wollen den Menschen – insbesondere denjenigen, die sich in einer sozial schwierigen Lebenslage befinden – eine wirksame Hilfestellung zur Bewältigung ihrer Lebenssituation geben“. Der Armuts- und Reichtumsbericht der Landesregierung ist Teil des 10-Punkte-Plans aus dem Aktionsplan zur Armutsbekämpfung der Landesregierung.