Dillingen. Die Dillinger Gruppe – Aktien-Gesellschaft der Dillinger Hüttenwerke (Dillinger) mit ihren Tochtergesellschaften – hat sich 2017 angesichts weiterhin schwieriger Bedingungen auf dem Grobblechmarkt gut geschlagen. Die Anlagen waren über alle Produktionsstufen hinweg sehr gut ausgelastet. Die Vorjahresproduktion konnte deutlich übertroffen und somit das höchste Niveau der letzten fünf Jahre erreicht werden. Der konsolidierter Umsatz stieg von 1,762 Mrd. € auf 2,122 Mrd. € Dillinger 2020 zeigt Wirkung und wird konsequent fortgesetzt.
Der Sprecher des Vorstands und Finanzvorstand von Dillinger, Fred Metzken sagte bei der Jahrespressekonferenz: „Trotz der weiterhin massiven Überkapazitäten und hohen Importmengen im Grobblechmarkt ist es uns gelungen, Mengen und Erlöse zu steigern und die Umsatz- und Ergebniszahlen in der Gruppe deutlich zu verbessern.“ Einen wichtigen Beitrag leisteten dabei die Projekte zur Kostensenkung und Steigerung von Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit im Rahmen von Dillinger 2020, so Metzken. „Hier ziehen alle an einem Strang.“
Der Grobblechmarkt in Europa blieb auch 2017 ein hart umkämpfter Markt. Zwar konnten auf Basis der 2016 eingeleiteten europäischen Anti-Dumpingmaßnahmen die Importe insbesondere aus China erheblich reduziert werden. Jedoch steigerten andere Länder wie die Ukraine, Südkorea, Indien, die Russische Föderation, Indonesien und andere ihre Mengen, so dass das Niveau der Importe dennoch hoch bleibt. Insgesamt blieb die Kapazitätsauslastung der europäischen Grobblechhersteller unbefriedigend.
Während der Grobblechmarkt im Bereich Offshore-Öl und -Gas durch die eingebremsten Investitionen wegen der niedrigen Öl- und Gaspreise weiterhin schwächelte, verzeichneten die Bereiche Offshore-Wind sowie der europäische Großrohrmarkt mit seinen Projekten Nordstream 2 und EUGAL in 2017 eine Sonderkonjunktur. Der Preisanstieg für Grobbleche, der bereits Ende 2016 – ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau – eingesetzt hatte, setzte sich auch 2017 weiter fort. Grund dafür waren vor allem die gestiegenen Rohstoffpreise.
Solide Finanzstruktur
Das konsolidierte EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) belief sich auf 210 Millionen € (2016: 31 Millionen €) und das konsolidierte EBIT, also das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, auf 87 Millionen € (2016: – 80 Millionen €). Die Investitionen in der Dillinger Gruppe beliefen sich auf 58 Millionen € (2016: 120 Millionen €). Die Dillinger Gruppe verfügt mit 66,1 % über eine im Branchenvergleich weiterhin gute Eigenkapital- und Finanzstruktur.
Peter Schweda, Vorstand und Arbeitsdirektor berichtet, dass im Bereich der Arbeitssicherheit das beste Ergebnis in der Historie der Hüttenwerke erzielt worden ist. Ende 2017 ist die Belegschaft von Dillinger mit 4932 unter 5000 Beschäftigte gesunken. In der Prognose für 2020 geht man davon aus, dass sich die Belegschaft weiter auf 4700 reduzieren wird. Betriebsbedingte Kündigungen sollen nicht erfolgen. Dillinger setzt weiterhin auf die Ausbildung. Zum Jahresende 2017 gab es 241 Auszubildende über alle Ausbildungsjahrgänge, während des Jahres 2017 wurden 134 Praktikanten beschäftigt. Die Bewerberentwicklung zeigt an, dass Dillinger nach wie vor als attraktives Ausbildungsunternehmen eingeschätzt wird.
Technik Vorstand Dr. Bernd Münnich wies darauf hin, dass Dillinger mit der Stranggießanlage CC6 mit 600 mm die dicksten Brammen der Welt herstellen könne. Dies ermögliche eine kostengünstige Produktion. Er betonte aber auch erneut, dass die beschlossene Reform des CO2 Emissionshandels die Stahlindustrie belaste.
Für viele andere außereuropäische Länder bedeute dies Kostenvorteile. Die Zertifikatspreise haben sich in den letzten 12 Monaten verdoppelt, so Dr. Münnich. Damit werde den Stahlerzeugern Geld entzogen, das bei notwendigen Investitionen fehlt. Die Politik sei hier gefordert. Nicht EU Stahlprodukte seien mit sinnvollen Sonderabgaben zu belegen.
In einem Ausblick auf 2018 stellte Fred Metzken fest, „Dillinger ist mit einer guten Auslastung in das Jahr 2018 gestartet“. Der Grobblechmarkt bleibe mengenmäßig und bezüglich der Verkaufspreise aufgrund der Überkapazitäten und der weiterhin hohen Importe massiv unter Druck. Die Rohstoffpreise seien weiterhin im Steigen begriffen.
In den Bereichen Maschinenbau, Stahlbau, und Baumaschinen rechne man mit einer guten Nachfrage, die die schwächere Nachfrage im Bereich Offshore-Wind und im Rohblechbereich ausgleichen soll. Die Anstrengungen im Rahmen von „Dillinger 2020“ zeigen Wirkung, die Fortführung und Kostendisziplin seien daher weiterhin unerlässlich. Durch eine weitere Produktmixoptimierung und höhere Verkaufserlöse erwarte die Dillinger Gruppe ähnliche Umsatz- und Ergebniszahlen wie 2017. Parallel dazu bleiben die Forderungen nach fairem Klimaschutz und Handel weiter ganz oben auf der Agenda.