„Monika von Boch-Preis für Fotografie“ an Ingeborg Knigge verliehen

Der „Monika von Boch-Preis für Fotografie“ wird seit 2003 alle zwei Jahre vom Museum Schloss Fellenberg in Merzig an künstlerisch arbeitende Fotografinnen und Fotografen verliehen. Mit diesem Preis soll das künstlerische Werk der herausragenden Mettlacher Fotografin Monika von Boch (1915-1993) in Erinnerung behalten werden. Neunte Preisträgerin wurde die Saarbrücker Fotografin Ingeborg Knigge. Der Preis wurde kürzlich im Museum Schloss Fellenberg verliehen.Landrätin Daniela Schlegel Friedrich (r) überreichte die Urkunde
Landrätin Daniela Schlegel Friedrich begrüßte die zahlreichen Teilnehmer an der Verleihung, unter denen sich Mitglieder der Familie von Boch befanden ebenso wie Vertreter aus der Politik und Wirtschaft. Sie bedankte sich bei den Mitgliedern der Jury, die immer die schwierige Arbeit der Sichtung und der Auswertung vor sich haben und dabei zahlreiche Fotos sichten und bewerten müssen. Michel von Boch, selbst leidenschaftlicher Fotograf, nahm als Stellvertreter und Sprecher der Unternehmerfamilie von Boch an der Verleihung teil. Er bedankte sich bei Ingeborg Knigge und sagte „Sie geben weit mehr als nur einen Einblick in Ihr künstlerisches Schaffen, Sie nehmen uns durch Ihre Bilder mit in Ihr persönliches, tägliches Leben.
Er ging auf das Leben von Monika von Boch ein und sagte, ihre Lebensdaten seien der Rahmen für die gMichel von Bochroße Ära der analogen Fotografie gewesen: als Monika von Boch 1915 geboren wurde, habe die Fotografie ihren ersten Durchbruch zum Massenmedium erlebt. Gegen Ende ihres Lebens sei sie Zeitzeugin eines zweiten großen Umbruchs in der Fotografie geworden: Die digitale Revolution machte die Kameras kompakt, enorm preisgünstig und vor allem internetfähig. Der flächendeckende Übergang vom analogen Film zum digitalen Bildsensor dauerte nur wenige Jahre.
Heute gebe es so viele Kameras wie nie zuvor. Telefon und Kamera seien in einer Form zusammengewachsen, die man den beiden Geräten zur Zeit einer Monika von Boch niemals angesehen hätte. Das sei die dritte große Wende in der Fotografie.
Michel von Boch erklärte „Jeder von uns ist heute alltäglich Fotograf. Jeder von uns ist alltäglich Motiv. Jeden Tag entstehen auf der Welt hunderte von Millionen von Fotos. Das Internet, die sozialen Medien mit Plattformen wie Instagram, Facebook, Twitter und Dutzenden anderen wachsen täglich exponentiell. Auch in Fernsehen und Printmedien wurde der klassische Foto-Reporter längst abgelöst vom fotografierenden Laien, der mit seinem Handy zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Kurz: Das Versprechen eines Joseph Beuys: „Jeder Mensch ist ein Künstler“ – in der Fotografie ist es technisch längst umgesetzt: „Jeder Mensch ist ein Fotograf“. Man könnte fast sagen: Egal ob er will oder nicht.
Man erlebe heute geradezu eine „Hyper-Inflation“ der Fotos. Dennoch, so betonte Michel von Boch, „nach wie vor gibt es wenige P h o t o g r a p h i e n – Bilder. BildUnser Foto zeigt (vlnr) Dr. Roland Augustin, Preisträgerin Ingeborg Knigge, Landrätin Daniela Schlegel Friedrich und Michel von Bocher, die komponiert sind. Bilder, die durchdacht sind, arrangiert – und fixiert. Bilder, die Material geworden sind, die unveränderlich fertig sind. Belichtet, gedruckt. Festgelegt.
Und das ist doch das Spannende an der Fotografie: Aus dem Licht wird ein Material. Aus dem flüchtigen Moment wird ein greifbares Bild.
Fotografie ist in weiten Teilen ein Handwerk, sei es mit analoger oder digitaler Kamera oder auch mit dem Handy. Aber im letzten Schritt seiner Arbeit wird der Fotograf zum Künstler, nämlich in dem Augenblick in dem es um die Entscheidung geht: wann ist mein Bild fertig? Bei dieser Entscheidung hilft ihm kein Smartphone, keine Software, kein soziales Netzwerk. Das fertige Bild, das zum Material wird und Raum einnimmt, das sich dem schnellen Löschen, Weiterklicken, Photoshoppen entzieht: Durch diese letzte Entscheidung werden Bilder gemacht. Genau so eine Künstlerin ist die Preisträgerin Ingeborg Knigge“, betont von Boch.

Laudator Dr. Roland AugustinLaudator Professor Dr. Roland Augustin von der Stiftung saarländischer Kulturbesitz stellte die Preisträgerin vor. Die 1955 geborene Fotografin nahm 1979 ihre ersten Fotos auf. Sie tauscht ihr Studium der Kunst und Pädagogik gegen die Fotografie und nimmt an Kursen von Floris Neusüss und Wilhelm Schürmann teil. Sie verlegt ihren Wohnsitz nach Hamburg, wo sie als Bildjournalistin für das Magazin „Szene“ arbeitet. 1987 zieht sie weiter nach Brüssel, wo sie es fortführt Bilder, die abseits von Aufträgen entstehen, in Alben und gebundenen Büchern zusammenzustellen.
Dr. Augustin vergleicht hier die Arbeit des Fotografen mit der des Jägers. Er sagt, der Moment des Betätigens des Auslösers gleicht einem Schuss. Der Moment sei erstarrt, immer und in jeder Fotografie, die das Bild eines Augenblicks aus Zeit und Raum schneide. Ingeborg Knigge hat eine besondere Arbeitsweise entwickelt. Sie fotografiert, pirscht, sieht, schnappt zu, sammelt Trophäen. Erst deutlich später fügt sie dann die Ausbeute nach einer bestimmten Ordnung in Serien zusammen.
1991 begann die Preisträgerin mit dem Projekt Have you done your duty. Dabei entstehen Bilder von täglich erledigter Hausarbeit Dabei wird nicht etwas Besonderes, beispielsweise ein von einem Stardesigner entworfenes Objekt fotografiert, sondern etwas ganz Alltägliches, etwa ein Stapel Bügelwäsche.Preisträgerin Ingeborg Knigge (l) im Gespräch mit Landrätin Daniela Schlegel Friedrich (r.)
Natürlich erschöpfen sich ihre Arbeiten nicht darin, es gibt viele andere Aspekte, die man in der Ausstellung, die mit der Verleihung des Preises verbunden ist, im Museum Schloss Fellenberg  sehen kann.
Seit 1993 lebt und arbeitet Ingeborg Knigge in Saarbrücken. 1999 wird sie in den Saarländischen Künstlerbund aufgenommen. 2006 übernimmt sie die Leitung des  Fotoateliers an der Hochschule der bildenden Künste in Saarbrücken.
Die Ausstellung „Fortgang, Ingeborg Knigge retrospektiv“ ist bis zum 4. Juli zu sehen. Am 19. Mai um 15.30 Uhr findet eine Führung durch die Ausstellung mit Ingeborg Knigge statt. Zum Abschluss der Ausstellung gibt es am 3. Juli um 18 Uhr ein Künstlergespräch mit Ingeborg und Dr. Roland Augustin.
Die Ausstellung kann am donnerstags, freitags und sonntags zwischen 14 und 17 Uhr besucht werden.

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