Der Lokalmatador Raffael Holzdeppe, der sich bereits im Vorjahr die Publikumsgunst mit Bo Kanda Lita Baehre teilen musste, lässt in diesem Jahr die Hallensaison aus und war nicht am Start. Der Weg also frei für neuen Publikumsliebling Bo Kanda Lita Baehre? Denkste, der mit 20 Jahren immer noch sehr junge Stabhochspringer aus Leverkusen tat sich diesmal schwer und belegte am Ende mit übersprungenen 5,51 Meter den zweiten Platz. Das waren 14 Zentimeter weniger als 2019. Gewonnen hat diesmal sein Vereinskollege Torben Blech, ebenfalls Bayer Leverkusen. Mit 5,61 Meter.
Teilgenommen haben 14 Springer aus sieben Nationen. Die Anfangshöhe von 5,01 Meter ließen viele Springer aus, dafür war für einige bei der zweiten aufgelegten Sprunghöhe von 5,21 Meter bereits das Ende der Fahnenstange erreicht. Auch für Halleneuropameister Pawel Wojciechowski, einer der Mitfavoriten war damit Schluss, denn er musste später mit Schmerzen im Oberschenkel den Wettkampf abrechen. Als Bo Kanda Lita Baehre bei 5,31 Meter in den Wettkampf einstieg war für zwei weitere Teilnehmen auch bereits der Wettkampf zu Ende. Auch bei Bo sah es zunächst nach einer Nullnummer aus – bei den ersten beiden Versuchen fiel die Latte. Seine Anfangshöhe schaffte er also erst im dritten Versuch. Und so sollte es weiter gehen, alle Höhen, die er übersprang, schaffte er erst im dritten Versuch. Aber so die Erklärung, es ist ja erst der erste Wettkampf des Jahres, da läuft noch nicht alles rund. Sehr gut lief es anfangs hingegen beim Niederländer Menno Vloon, der bis 5,41 Meter alle Höhen im ersten Versuch spielend zu meistern schien – und dann war plötzlich Schluss. Bei 5,51 Meter fiel die Latte dreimal, ebenso wie beim Belgier Ben Broeders.
Somit waren jetzt nur noch zwei Teilnehmer im Wettkampf . Bo Kanda Lita Baehre und Torben Blech, der im Vorjahr mit 5,41 Meter den zweiten Rang belegt hatte. Blech war bis vor rund eineinhalb Jahren Zehnkämpfer, der allerdings bereits in dieser Zeit im Stabhochsprung gute Ergebnisse erzielte, immerhin stand er mit für einen Zehnkämpfer exzellenten 5,30 Meter zu Buche. Aber bereits in seiner ersten reinen Stabhochsprungsaison 2019 steigerte er sich auf 5,80 Meter im Freien – das ist übrigens in diesem Jahr die Olympianorm – und auf 5,41 Meter in der Halle. Nach einem Fehlversuch über 5,41 Meter im Zeltpalast, nahm der die 5,51 Meter wieder in ersten Versuch, während Bo Kanda auch bei dieser Höhe wieder den dritten Versuch benötigte. So war man dann bei 5,61 Meter angelangt, Torben Blech legte auch diese Höhe im ersten Versuch vor, für Bo Kanda Lita Baehre war nach drei Fehlversuchen der Wettkampf zu mit dem zweiten Platz zu Ende. Im Interview sagte er Hauptziel sind in diesem Jahr natürlich die olympischen Spiele und dort der Endkampf. Das Ziel dabei „Wenn ich antrete will ich gewinnen, immer“, war schmunzelnd gegebene Antwort, die dennoch ein wenig ernst gemeint schien. Allerdings im Moment liegt Bo auf Rang 11 der Weltrangliste. Aber bis zur Olympiade in Tokio dauert es ja noch einige Monate.
Knapp verfehlt
Jetzt war nur noch Torben Blech im Wettbewerb. Dieser hatte mit übersprungenen 5,61 Metern bereits seine bisherige Hallenbestleistung um 20 Zentimeter übertroffen. Da er alleine im Wettbewerb war, konnte er die nächste Höhe frei wählen – er entschied sich für 5,71 Meter, das war ein Zentimeter mehr als die bisher beste im Zeltpalast erzielte Höhe von 5,70, die Raffael Holzdeppe hielt. Wenn er also die aufgelegte Höhe schaffte, wäre das zugleich der inoffizielle Zeltpalast gewesen. Mit größter Spannung beobachtete Cheforganisator Werner Klein Torben Blech, denn ein neuer Rekord im Zeltpalast, das wäre Sahnetüpfchen in diesem Wettbewerb gewesen. Erster Versuch ganz knapp fällt die Latte, zweiter Versuch die Latte fällte wieder etwas weniger knapp. Dritter Versuch. Von den annähernd 1200 Besuchern hält es keinen mehr auf seinem Platz, alle stehen auf. Anlauf, Sprung, die Latte bleibt liegen, aber nur einen Moment lang, dann fällt sie doch – die Bestleistung bleibt bei Holzdeppe, zumindest vorerst. Torben Blech verneigt sich in allen Richtungen vor dem Publikum und legt sich dann einen Augenblick flach auf die Matte , verschnauft einen Moment. Dann wird er von Moderatorin Anja Fröhlich dazu animiert ein kurzes Tänzchen zu zeigen zu den Klängen seiner Anlaufmusik, Whittney Houstons „I wanna dance with somebody“. Im Interview sagt er später, „Ich bin im letzten Jahr im Freien 5,80 Meter gesprungen, das möchte ich dieses Jahr bestätigen, möglichst mit Ausreißern nach oben. Und in Tokio, bei der Olympiade möchte ich das Finale erreichen“.
Dann die Siegerehrung, Werner Klein ist happy und doch rotieren bereits die Gedanken, denn nach dem Springen ist vor dem Springen, die Planungen für 2021 beginnen jetzt. Die meisten der Springer wollen wiederkommen. Strahlende Gesichter gibt es bei den Veranstaltern, bei Landrätin Daniela Schlegel Friedrich und bei Bürgermeister Marcus Hoffeld, die Siegerehrung vornehmen.
Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich freut sich sehr über den regen Zuspruch und die mediale Aufwertung des Events und betonte: „Das Neujahrsspringen ist ein aufregendes Event, das nicht mehr aus Merzig wegzudenken ist. Viel Arbeit und Herzblut stecken in dieser Veranstaltung und wir sind sehr froh, dass der Wettkampf dieses Jahr erstmals vom Saarländischen Rundfunk als Live-Stream übertragen wurde.“
Auch der Merziger Bürgermeister Marcus Hoffeld sehr zufrieden und sagte: Das Neujahrsspringen ist ein tolles Event, das großen Zuspruch bei den Menschen in der Region findet. Jedes Jahr wird es von den Fans herbeigefiebert. Auch diesmal haben wir wieder einen äußerst spannenden Wettkampf erlebt.“
Aber Schluss war noch lange nicht, denn nach dem Springen fand natürlich eine „After Show Party“ statt, bei der man mit vielen Springern noch ein Gespräch führen oder das eine oder andere Selfie schießen konnte.